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Andreas Franz: Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

von Andreas Franz
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-426-63251-2

Preis: 16,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Andreas Franz hat mit "Schrei der Nachtigall" seinen dritten Kriminalroman um den - sehr sympathisch gezeichneten - Offenbacher Polizisten Peter Brandt und seine Freundin Andrea Sievers vorgelegt. Dieses Mal ist des der - angebliche - Unfalltod eines Landwirtes aus Bruchköbel, der aufgeklärt werden muss. Mit Hilfe eines anonymen Anrufes wird die Hanauer Polizei darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Unfall um Mord handeln könnte. Peter Brandt wird aufgrund erster Befragungen am Ort - bei Verwandten des Opfers und bei Freunden - stutzig und lässt die Leiche exhumieren. Und siehe da: eine bei der Obduktion übersehene Kopfwunde lässt Zweifel am Unfalltod des Landwirtes aufkommen. Gleichzeitig häufen sich mysteriöse Ereignisse: die Tochter des Landwirtes liegt nach einem Autounfall im Wachkoma, ihr gleichaltriger Freund stirbt dabei. Die Unfallursache bleibt mysteriös. Drei Jahre zuvor verunglückt an gleicher Stelle die Frau des Nachbarn, mit dem sich das Opfer gestritten hatte. Gibt es da einen Zusammenhang?

Ja, diesen Zusammenhang gibt es und die Auflösung ist - wie häufig bei Franz - von Anfang an vorhersehbar, auch wenn sie hier nicht verraten werden soll. Der Kommissar ahnt von Anfang an die Wahrheit, stößt aber auf eine Mauer des Schweigens - bei den befragten Personen. Ein Pfarrer will die ihm offensichtlich bekannte Wahrheit nicht aussprechen und verschanzt sich hinter dem Beichtgeheimnis. Hat das, was er dabei erfahren hat, ihn verändert? Auch die Frau des Opfers und der 22-jährige Sohn haben offenbar etwas zu verbergen, hassen ihren Ehemann bzw. Vater und sind über dessen Tod glücklich. Doch Peter Brandt gelingt es, die Wahrheit des Falles schließlich aufzudecken.

Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Ich habe es - wie die vorhergehenden Offenbach-Krimis um Peter Brandt (Tod eines Lehrers, Mord auf Raten) nicht beiseite legen können, bis ich es durch hatte. Und dies ist der Pluspunkt an diesem Buch. Auch wenn das Ende aufgrund seiner Vorhersehbarkeit enttäuscht, die Charaktere sehr stereotyp gezeichnet sind (dualistisch schwarz-weiß gezeichnet) und ich mich arg an Krimiserien wie "Der Kommissar" oder "Der Alte" erinnert fühlte, so hat mich das Geschehen doch "gefesselt". Gewissensnöte eines Pfarrers, der sich ans Beichtgeheimnis gebunden fühlt und mit seinen sich daraus ergebenen Gewissensbissen nicht fertig wird, werden ebenso fesselnd beschrieben wie die Nöte der Familie. Ich denke, diese Ereignisse könnten sich wirklich so zugetragen haben.

Leider wird - im Gegensatz zu "Mord auf Raten" kaum neues über die Familie von Peter Brandt - geschildert. Im Gegensatz zu "Mord auf Raten" wird sie hier nicht als eigenständiger Handlungsstrang in das Geschehen mit eingebaut, sondern wirkt als Anhängsel, um von den ewigen Befragungen, die Brandt - im Gegensatz zu den vorigen Bänden vollkommen alleine ohne seine Kollegen Spitzer und Eberl, die ebenfalls als Anhängsel wirken, durchführt, abzulenken. Schade, gerade die Familie Brandts - seine sympathisch gezeichneten Töchter Sarah und Michelle sowie seine Freundin Andrea - kommt hier zu kurz; Andreas Fähigkeiten als "Watson" kommen dieses Mal überhaupt nicht zur Geltung. Dafür entdeckt Klein plötzlich Sympathien für seine Gegenspielerin, die Staatsanwältin Elvira Klein, die mit Andrea befreundet ist, ohne dass dies aus der Charakterzeichnung von Klein völlig glaubhaft wirkt. Auch andere Charaktere - insbesondere die Frau des Tierarztes - sind nicht immer glaubhaft dargestellt; insofern fällt der Krimi trotz seiner Spannung deutlich hinter "Tod eines Lehres" - und was das familiäre Umfeld Brandts angeht (nicht was den Mordfall an sich betrifft) - hinter die ersten beiden Offenbach-Krimis zurück.
Fazit
Insgesamt bleibt daher zu konstatieren: spannende Unterhaltung, letztlich aber "Durchschnittskost" und die Handlung - wie bei Franz immer - zu stereotyp und vorhersehbar. Wer aber nicht groß nachdenken, sondern an einem Abend einfach spannende Ablenkung ohne Tiefgang sucht, für den ist das Buch durchaus lesenswert.
5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 06. Januar 2007

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