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Philip Norman: Paul McCartney

Paul McCartney

von Philip Norman
Verlag: Piper Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-492-05825-4

Preis: 15,88 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Sorgsam, informativ, fundiert und hervorragend zu lesen

2008 hat Philip Norman in bester Weise John Lennon "biographiert". Und so wundert es kaum, dass sich der Autor, einmal Feuer gefangen, nu der zweiten herausragenden Musikerpersönlichkeit der vier Beatles zuwendet. Und ungleich mehr ist zu erzählen. Das kann man vorwegsagen. Denn mehr noch als Lennon, der sich über Jahre hinweg ins Private zurückgezogen hatte, hat McCartney ein öffentliches Leben auch nach den Beatles geführt. Musikalisch durchaus erfolgreich mit den "Wings" und als Bandmitglied dabei seine Ehefrau Linda. Und bis heute steht McCartney immer wieder sehr erfolgreich auf der Bühne um sein musikalisches Erbe (mit einem hohen Anteil der Beatles-Zeit) zu Gehör zu bringen.

Und privat war dieses Leben bis zum heutigen Tag ebenfalls nicht ohne Höhen und Tiefen, Spannungen und öffentlichem Interesse, was den Schicksalsschlag des Krebstodes seiner Frau Lind, was seine turbulente Ehe mit Heather anging. Wobei alleine schon die Zeit der Beatles und McCartney als kongenialer Teil des musikalischen "Genie-Gespannes" Lennon/McCartney locker für eine umfassende Biographie schon ausreichen würde (die es ja durchaus in verschiedenen Formen bereits gibt).

Zusammen mit Elvis, dem "Kulturwandler durch den Rock'n'Roll" stehen die Beatles, und bei diesen Lennon/ McCartney an vorderster Front, für die entscheidenden Weichenstellungen der modernen Musik und der (in die Jahre gekommenen) ehemaligen "Jugendkultur", welche die Welt durchaus in ihren kulturellen Grundfesten verändert hat. Auch wenn die Beatles zunächst "einfach nur Spaß" haben wollten, mit dem Album "Revolver" und danach mit "Sergeant Peppers Lonely Heart Clubs Band" wurden musikalischer Mainstream, Aufnahmetechnik und die Rock- und Popmusik als Ganzes nachhaltig beeinflusst. Dabei versteht es Norman, durchweg fundiert, sorgfältig recherchiert und mit Einfühlungsvermögen, all diese Ereignisse, die prägenden Zeiten der Person Paul Mccartney, und diese (letztlich irgendwann durch den Ruhm völlig entrückt wirkende) Person dem Leser nahe zu bringen.

Was Norman "Stairway to Paradiese" nennt (in gut gewählter Anlehnung an einen Led Zeppelin Titel) und mit anderen Perspektiven ("John schien in Pauls Gegenwart aufzuleben) garniert im ersten Teil vorträgt, lässt nicht nur die damaligen Zeiten atmosphärisch wieder sehr nahekommen, sondern zeigt auch den inneren Weg des Mannes McCartney (der erst zum Mann wurde, als er schon berühmt war) treffend auf. Eine Entwicklung, die dann auch bestens erklärt, warum McCartney einerseits mit dem "Circus der Beatles" durchaus gut zu Recht kam, anderseits aber diese Jahre auch nutze, sich persönlich und privat zu stabilisieren bis dahin, die Liebe (durchaus mit ein wenig Kitsch versehen), wirklich zu finden.

Und deutlicher wird auch, dass es nicht "die eine Yoko" war, die allein zum Bruch führte, sondern auch McCartneys Liebe und neue Partnerin (Linda, die nach der Trennung von Jane Asher Pauls Innerstes zu innerem Frieden brachte) mit einen Grund darstellte (nicht aktiv, eher als äußeres Zeichen einer inneren Entwicklung). Denn auch die Wahl der Partner zeigte an, wie verschieden sich die beiden Konkurrenten-Freunde in der Zeit nach 1966 entwickelt hatten und nun ab 1968 noch exponentiell schneller voneinander entfernte.

Immerhin stand 1966 gar noch an, zu viert gemeinsam eine Insel als Refugium zu erwerben, wovon zwei Jahre später nun keine Rede mehr hätte sein können. Ebenso, wie noch mit Jane Asher der Aufenthalt in Indien gemeinsam von allen Vieren begonnen wurde. Wobei sich Norman auch detailliert mit Allen Kleins Rolle in der letzten Zeit der Beatles auseinandersetzt und damit aufzeigt, dass McCartney zunächst nicht vorrangig persönliche Gründe für seinen Ausstieg aus der Band entwickelte, sondern vor allem geschäftliches Misstrauen die Stimmung vergiftete. Und Paul damit nicht falsch lag, in seiner überaus kritischen Haltung Allen klein gegenüber.

All das aber, durchaus breit erzählt, gestaltet nur die erste Hälfte der Biographie, in deren zweiten Teil sich Norman ebenso sorgfältig dem kreativen und privaten Lebensweg McCartneys zuwendet, wie im gesamten Buch mit gut gewählten Fotografien illustriert. Und ohne in Schlagzeilenjargon zu verfallen arbeitet Norman natürlich die Ehe mit Heather Mills auf ("Sie kann es sich gar nicht leisten, alle Zeitungen zu verklagen, die sie gerne verklagen würde) und endet mit jenem Einblick in die sensible Seite des Musikers, die im gesamten Buch im Hintergrund immer wieder zu erkennen ist: "Da ist immer dieser Moment von 'Kann ich das'"?
Fazit
Eine hervorragende Biographie des privaten und öffentlichen Menschen gleichermaßen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 20. Juni 2017

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