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Johannes Fried: Dies irae

Dies irae

von Johannes Fried
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-68985-7

Preis: 26,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Apokalypse als wesentlicher Bestandteil menschlichen Seins

das letzte Mal weltweit und umfassend war die Jahrtausendwende zum Jahre 2000 in ein Zeitpunkt offen apokalyptischer Gedanken und Befürchtungen, zumindest in verschiedenen Gruppen weltweit. Neben den, natürlich, täglichen "Schreckensmeldungen" in den Nachrichten und den (nicht grundlosen) grundlegenden Befürchtungen von Klimaerwärmung, ökologischen Katastrophen und allgemeinem Zusammenbruch des Öko-Systems. Dass dieses apokalyptische Denken nicht vereinzelt anzutreffen ist und sich hier und da auch in "heiligen Schriften" Bahn bricht (die Apokalypse des Johannes", sondern auf eine tiefe Verankerung in der Grundbefindlichkeit des menschlichen Seins der "westlichen, christlich geprägten" Kultur trifft, das legt Johannes Fried in diesem Werk dar. Mit großer breite und fundiertem Blick, nicht immer einfach zu lesen und ob des auch wissenschaftlichen Anspruchs des Werkes hier und da in sehr trockenem Stil. Dennoch trifft Fried den Punkt überaus verständlich.

"Der Weltuntergang hat Konjunktur, jedenfalls im Reden, Schreiben, in Filmen, in Popular und Subkultur".

Ein verwurzeltes Denken, dass, so führt Fried durchgehend in einem der roten Fäden des Buches sehr grundlegend an, im christlich abendländischen Glauben seine umfassende und prägende Entfaltung bis heute gefunden hat. Im Kapitel "Chaos und Angst", da im Übrigen, auch wenn es erst am Ende des Werkes thematisiert wird, einen guten Einstieg in die Darstellung des Werkes bildet (und daher ohne weiteres als erstes gelesen werden könnte), legt Fried diese Motive offen. Aus Sorge vor dem und gleichzeitiger Faszination des Chaos entsteht eine aus "christlicher Überzeugung genährte latente Untergangsangst" sich Bahn und verfestigt sich in Geschichte, Schriftstücken, Überzeugungen und Ausschmückungen als "Chiffre einer Welt im Chaos", als Ausdruck einer im tiefsten verunsicherten und sich von vielen Seiten bedrängt erlebenden Gesellschaft. Im Übrigen auch genährt von einer "masochistischen (und sadistischen) Lust an Horror- Gewaltfantasien".

Wie nun Fried von Rockmusik über Thriller-Literatur hin zu einem Tatsachenfall, geschildert vom Autor Ferdinand von Schirach oder auch in modernen Karikaturen dem Leser die allgemeine und ständig präsente Sorge, Lust, Angst vor oder gar Sehnen nach dem Weltuntergang als Teil der alltäglichen Kultur vor Augen führt, das ist sehr interessant zu lesen. Und bereitet den Boden für die historischen Wurzeln, denen Fried von der biblischen Prophetie angefangen über die Zeiten hinweg sorgfältig nachgeht.

Bis dahin, dass der "Weltuntergang" mitsamt einem "Weltgericht" in dieser allgemein verheerenden Auswirkung eine genuin christliche Erfindung ist. Die allerdings, so legen es die Fakten der tiefen Verankerung im kulturellen über die Zeiten hinweg, nahe, auf einen "fruchtbaren Boden" im Menschen getroffen ist. Bis dahin, dass manche Personen oder Gruppen bis hin zum Strichcode bei Waren apokalyptische Zeichen vermeinen, zu entdecken.
Fazit
Eine nicht immer leicht zu lesende Untersuchung, welche die Lektüre aber überaus lohnt und sich einem zuwendet, dass in verdeckter Weise auch noch das gegenwärtige Denken viel stärker beeinflusst, als man es vor der Lektüre des Buches gedacht hätte.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 30. März 2016

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