Dieser "kalte" Roman von Simon Beckett ist ein neuer Thriller, der die
Geschichte des forensischen Anthropologen fortsetzt und bei Rowohlt
veröffentlicht wurde. Es war eine Freude, nach so langer Zeit wieder in die
Welt von David Hunter einzutauchen, da ich ihn nach dem dritten Band ein wenig
aus den Augen verloren hatte.
Es wurde die Hilfe von Hunter angefordert und er ist auf dem Weg dorthin nach
Carlisle. Dabei hat er sich gegen die Bahn entschieden und sitzt jetzt am
Lenkrad seines Autos. Dies hätte er besser nicht tun sollen.
KnochenkälteKnochenkälte
Denn bei der Eiseskälte und dem schlechten Wetter versucht er zwischen dem Hin
und Her der Scheibenwischer auf der Straße zu bleiben. Plötzlich taucht ein
Schaf vor ihm, es versperrte die Straße. Wegen des immer mieser werden Wetters
und einem Stau auf der Autobahn war er auf eine Landstraße ausgewichen. Zwar
wollte er wieder auf die Autobahn zurück, aber das Navi führte ihn in die
Irre.
Dann entschied sich Hunter, sich eine Herberge zu suchen und am morgigen Tag bei
besserem Wetter seine Fahrt fortzusetzen.
Doch es sollte anders kommen, Er blieb im Wintersturm in einem der abgelegensten
Dörfer stecken, ohne Strom, bei weggebrochen er Straße, ohne Mobilnetz. Er
konnte keinem, vor allem auch nicht bei der Polizei in Carlisle, Bescheid geben,
warum er nicht kam und wo er war.
Und zu allem Überfluss findet er bei allen unfreundlichen Menschen gegenüber
Fremden schließlich ein Skelett unter einem umgestürzten Baum. Und damit
gerät er in einen Strudel von Ermittlungen und zwischen die Fronten
verfeindeten Familien des kleinen Ortes.
Die gesamte Geschichte »Knochenkälte« wird bis auf die Rückblenden aus der
Sicht des Protagonisten Dr. David Hunter erzählt. Das ist sehr gut gemacht,
denn es ist das Erleben dieser Zeit ausschließlich von ihm. Leser erleben, was
Hunter macht, was ihm passiert und was er darüber denkt. Es gibt keine
polizeilichen Ermittlungen, wegen der Abgeschnittenheit beim Wintersturm und
Schneegestöber.
Der aufregende rote Faden zieht sich durch die Enthüllung des Toten. Wer war
eigentlich der Verstorbene? Ist es tatsächlich derjenige, den die Familie für
tot hält? Und wird Hunter bald aus seinem Martyrium befreit? Doch bis es so
weit ist, steht uns ein spannender und steiniger Weg bevor. Er ist gespickt mit
unerwarteten Überraschungen und Wendungen, während wir immer wieder zwanzig
Jahre in die Vergangenheit reisen, zu dem Zeitpunkt, als das Leben des Toten
endete. Schritt für Schritt werden die Familiengeheimnisse, umhüllt von
Knochenkälte, ans Licht gebracht.
In kenntlich gemachten Rückblenden wird das Geschehen von damals geschickt
eingeflochten, damit die Leser das Geschehen verfolgen können. Allerdings
werden diese Rückblenden natürlich nicht von Hunter selbst erzählt.
Die Feindseligkeit der Dorfbewohner ist ein nicht zu unterschätzender
Spannungsfaktor und als Thrillerleser kann man stets damit rechnen, dass Hunter
noch viel stärkeres Ungemach zu erwarten hat. Zwar gibt es auch freundliche
Begegnungen, aber daran knüpfen sich dann auch die Hoffnungen der Leser, dass
alles gut werden wird.
Der Grundton in »Knochenkälte« ist von Anbeginn sehr beklemmend. Das liegt
zunächst am schlechten Wetter, dem Sturm und der Abgeschiedenheit dieses Ortes,
in welchem der Protagonist zwangsläufig festsitzt. David Hunter fühlt sich
sehr unwohl und das scheint aufgrund des Schreibstils durchaus auf den Leser
abzufärnen.
Fazit
Wer also bereit ist, sich auf feindselige Figuren, beißende Knochenkälte und
die Spannung eines Thrillers ohne Internetverbindung einzulassen, der sollte
sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen. Ich kann es nur wärmstens
empfehlen!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 06. November 2025 2025-11-06 08:11:15