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Matteo Strukul: Das Erbe der sieben Familien

Das Erbe der sieben Familien

von Matteo Strukul
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-442-49345-6

Preis: 16,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. April 2024]
Breit dargestellte Machtränke im mittelalterlichen Italien

Es ist auf allen Ebenen Vorsicht geboten. Einfluss muss gesichert werden, Feinde ausgemacht, Verbündete bei der Stange gehalten und immer alle Augen, vor allem im Rücken, aufgehalten werden. Im Kleinen, was den eigenen Einflussbereich angeht, innerhalb der Fürstentümer, aber auch in der Familie, im Größeren, wenn es um die Macht im Staate geht, wenn die Borgia den Papstthron in vielfacher Form allein für die Sicherung der eigenen Macht und des eigenen Reichtums ausnutzen. Es muss geschickt vorgegangen werden, was Verbindungen, Hochzeiten zwischen den Häusern und Städten angeht und es muss auch der gewichtige Feind von außen, Karls VIII., dem es mit seinem überlegenen Heer gelingen wird, in Italien einzufallen. Nicht ohne "innere Hilfe" wohlgemerkt. Die der tonangebende Fürst jener Hilfe durchaus später bedauern mag.

Es muss geachtet werden, dass es einem nicht so geht wie den beiden Brüdern, die Nacheinander ihren Kopf verlieren. Unter grausamen Schmerzen und, natürlich allein zu einem höheren Wohl. Wobei dies sich sehr verschieden ausdrückt, je nachdem, in welches der Fürstentümer und Königreiche man schaut. Bis dahin, auch die eigenen Kinder nicht unbedingt retten zu können, wenn es um das Durchhalten für den eigenen Kopf auf dem eigenen Hals geht.

Aber die Sforza in Mailand, die Borgia in Rom (mitsamt derer der Colonna), das Königreich Neapel mit den Aragon an der Spitze, die Condulmer in Venedig, natürlich die Medici in Florenz (den Borgia fast ebenbürtig, bisher jedenfalls), wohlklingende Namen mit teils langer Machtgeschichte (und dementsprechend ohne jede Skrupel vor und hinter den Kulissen), alle beäugen sich misstrauisch (zu Recht) gegenseitig und schmieden Ränke, Strategien, Allianzen, Verraten einander, finden sich pragmatisch neu zusammen und werden sich irgendwann der Frage zu stellen haben, ob man dem Ursurpator von außen tatsächlich nicht gemeinsam begegnen oder eben jeder für sich untergehen muss.
Fazit
Drehungen und Wendungen, offene und verdeckte Handlungen, Interessen aller Mitglieder der jeweiligen Familien und Häuser, die Strukul durchaus passend, sachkundig und atmosphärisch dicht je in seiner Geschichte zu erzählen versteht, auch wenn es eine Weile dauert, bis Leser und Leserinnen einigermaßen aufgenommen haben, wer wer ist und wer mit wem gerade in welcher Form friedlich oder feindschaftlich verbunden ist. Was für einige Längen gerade im Anfangsteil des historischen Romans sorgt, die aber, im Lauf der Zeit, Tempo und Fahrt dann aufnehmen und für reichlich Spannung im Lauf der Ereignisse sorgen.

Und damit die Fortsetzung seiner epischen Betrachtung der tonangebenden Mächte in der Renaissance in Italien vorlegt, deren Interessen, Irrungen und Wirrungen im ersten Band bereits sich breit entfaltet hatten. In der Art und Weise der Darbietung, der differenzierten und treffenden Sprache, bleib Strukul sich dabei überaus treu und bietet somit eine flüssig zu lesende Lektüre, die mehr und mehr in den Sog zieht und am Ende wie eine Art "Game of Thrones der Realität vor Augen steht
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 17. April 2023

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