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Max Annas: Der Hochsitz

Der Hochsitz

von Max Annas
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-498-00208-4

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Die 70er Jahre sind die Zeit der Fahndungsplakate nach RAF-Terroristen. In der Eifel, nahe der Grenze zu Luxemburg, verbringt die 11-jährige Ulrike auf dem Sattel eines Bonanza-Rads mit ihrer gleichaltrigen Freundin Sanne die Ferien. Ulrikes Eltern fürchten, die Mädchen könnten im Straßenverkehr verunglücken, der Unfall des Nachbarssohns ist noch nicht lange her. Diffusere Erwachsenen-Ängste äußern sich in der Aussage, dass Mädchen nicht allein draußen unterwegs sein sollen. Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar und so fühlen die Mädchen sich nicht vom Verbotsschild am Hochsitz angesprochen, das spielende Kinder verbietet. Sie spielen dort oben nicht, sondern beobachten das Dorf – wie die Profis. Von hier oben erfahren sie, was Erwachsene lieber verheimlichen würden. Mitten in der RAF-Hysterie gibt es im Dorf z. B. viel zu viele Waffenbesitzer. Die jüngeren Kinder sind mit dem Sammeln und Beschaffen von Fußballbildern zur nahenden Weltmeisterschaft beschäftigt. Ulrikes Brüder jedoch handeln mit gefährlicherer Ware, um sie müssten die Erwachsenen sich eher sorgen. Im Drei-Länder-Dreieck bieten sich einige Geschäftsmodelle für illegale Geschäfte an …

Auch Polizeiobermeister Reiter vom Ein-Mann-Polizei-Posten observiert; er interessiert sich für die Vorgänge in einer verlassen wirkenden Autowerkstatt, neben der drei Brüder in chaotischen Verhältnissen leben. Als eine Bank überfallen wird, glaubt so mancher zu wissen, wem ein Bankraub zuzutrauen ist. Aus dem Dorf kann es ja wohl niemand gewesen sein! Aber diese Typen auf dem Petershof? Jeder Fremde könnte verdächtig sein und einige Personen führen sich äußerst verdächtig auf. Die beiden jungen Spioninnen fühlen sich verpflichtet, die Unschuld des bisher Verdächtigen zu beweisen, und nehmen die Ermittlungen selbst in die Hand. Die Mädels erfassen wie die Profis Körpersprache, Kleidung und Autotypen. Eine vielversprechende Spur scheint ein schwarzer Stofffetzen zu sein, den jemand auf der Flucht im Bachbett verloren haben muss.

Aus kindlicher Perspektive bis dahin behüteter Elfjähriger gibt Max Annas Einblick in wenig idyllisches Landleben zur Zeit der RAF-Fahndung. Charakteristisch für das Jahrzehnt ist der Strukturwandel, der Landwirte zwingt, entweder hohe Summen in die Spezialisierung zu investieren oder ihren Hof aufzugeben. Die Auflösung schließlich führt zu Ereignissen der Vergangenheit, die Sanne und Ulrike auch mit noch so sorgfältigen Ermittlungsmethoden nicht ausgraben konnten.
Fazit
Wenn Zeugenaussagen von Kindern nicht ernstgenommen werden, dauert es eben, bis ein Fall wie in diesem Eifeldorf aufgeklärt wird. Der netzartig angelegten Handlung aus grenzüberschreitenden Geschäften, Dorftratsch und einer Vielzahl von handelnden Personen gibt die kindliche Erzählpespektive besonderen Pfiff. Elfjährige sollte man nicht unterschätzen – auch nicht als Icherzählerinnen im Krimi.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 30. Juli 2021

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