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Julia Dibbern: Die Tyrannenlüge

Die Tyrannenlüge

von Julia Dibbern
Verlag: Kösel-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-466-31092-0

Preis: 5,35 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Vielfache fundierte Anregung zur erzieherischen Begleitung von Kindern

"Niemals Gewalt". Das ist das Schlagwort, das Julia Dibbern nicht müde wird, vorweg zu stellen, im Hintergrund zu bewahren und als Richtlinie ihrer Hinweise auf das Leben mit Kindern und die Erziehung der Kinder klarstellt. Nicht nur aus "irgendwie gefühligen" Gründen heraus oder weil Gewalt idealistisch schon kein Mittel der Erziehung der Neuzeit sein sollte, sondern mit einer ebenso einsichtigen wie klaren Begründung aus der Welt heraus, in der jene Kinder aktuell Leben. Mit Herausforderungen, die Persönlichkeit, Standing, eine gewisse Resilienz und Standhaftigkeit, vor allem Kreativität, Mut und die Bereitschaft zu individuellen Wegen benötigt.

Das einem Kind als "Grundausstattung" mit auf den Weg zu geben dafür bietet Dibbern vielfache Hinweise und dafür macht sie den (lesenden) Eltern gehörig Mut. Mittels auch einer wohltuenden Form der positiven Verstärkung, denn in Dibberns Augen (und die belegt das an vielen Stellen), droht gar kein Grund zur "Erziehungspanik" oder gar (titelgebend) der Sorge in Richtung "Tyrannen-Heranziehung" durch alle jene, die momentan Eltern kleinerer bis heranwachsender Kinder sind.

Und das, betont Dibbern, gerade angesichts einer scheinbar neu oder wieder sich entwickelnden Haltung, die nach mehr "Zucht und Ordnung" in der Erziehung ruft. Wie vielleicht ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft an sich in Richtung einer "Gegenbewegung" zu den liberalen und libertären Idealen in Deutschland in den letzten 50 Jahre sich spürbar bemerkbar macht und damit auch das reformierte und auf liberalen Werten nun beruhende Schul- und Erziehungssystem in den Fokus der Kritik versucht, zu rücken. Nicht aber einfach Schlagwort formuliert Dibbern dabei, sondern geht den Hintergründen (vermeintlich) "zu laschen Erziehung" und der "schwierigen Kinder" detailliert nach. Wie steht es mit den wirklichen Fakten im Blick auf "unstabile Familien und kaum Zeit für die Kinder"? Oder mit "Leistungsunwillen, Leistungsdruck und Leistungsunfähigkeit" bei den Heranwachsenden? Mit der Rolle der Medien und den tatsächlichen Folgen des Medieneinflusses ("kleiben ja nur am Bildschirm) oder einem möglichen, vermeintlichen "Natur-Defizit-Syndrom"?.

Und ebenso malt die Autorin nicht alles schlichtweg nur in rosaroten Optimismus-Farben. Durchaus werden Probleme angesprochen, wie "Grenzen" gesetzt und eingehalten werden können, dass Grenzen auch Sinn machen, dass Elternsein natürlich auch bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Und das, durchaus, in einer informationsüberfluteten Welt und der allgemein hohen Bedeutung der social media und der Unterhaltungsindustrie "Selbst Wirksamkeit" auch Voraussetzungen braucht. Dass nicht wenige Umgebungssituationen Stress verursachen. Dass aber auch basale Bedürfnisse wie schlichtweg Hunger (eine Hohe Zahl an Kindern lebt nicht in finanziell gesicherten Verhältnissen), Müdigkeit oder mangelnde Bewegung natürlich Herausforderungen an die gegenwärtige Elterngeneration und an die Kinder stellen.

So ergibt sich bei der Lektüre ein differenziertes Bild, das im Gesamten aber überzeugend das alte Ideal Astrid Lindgrens bestens aufnimmt, überzeugend für dieses argumentiert und empirisch hinterlegt. Mitsamt der Motivation zum Mut, Kindern aktiv und zugewandt zur Seite zu stehen.
Fazit
Wie Astrid Lindgren sagte: "Gebt den Kindern Liebe, Liebe und nochmal Liebe". Ohne dabei Gefahren und Herausforderungen der modernen Welt einfach zu ignorieren. Sondern gemeinsam mit den Kindern die Gegenwart zu gestalten und ihnen die Entwicklung jener individuellen Persönlichkeiten zu ermöglichen, mit denen die persönliche Zukunft dann gestaltet werden kann.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2018

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