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Yrsa Sigurdardóttir: SOG

SOG

von Yrsa Sigurdardóttir
Verlag: btb Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-442-75664-3

Preis: 14,32 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Knifflig, spannend und menschlich gut getroffen

Wenn ein verkleidetes Wesen, von dem noch nicht mal klar ist, ob es Mann oder Frau ist, zwei Kinder vom Streichelzoo weglockt und die Mutter damit in Panik versetzt. Wenn in einem Whirlpool zwei menschliche Gegenstände auftauchen, die nicht dahin gehören. Und wenn ein unbescholtener, leicht zwanghaft veranlagter Angestellter im mittleren Dienst seinen teuren und geliebten Wagen ausparken will und damit eine Kettenreaktion in Gang setzt, die überaus dramatische Folgen hat mitsamt dem beteiligten Schutzgatter auf einer hohen Mauer, dann ist intensive Ermittlungsarbeit angesagt.

Was einfacher wäre, wenn es überhaupt eine verwertbare Spur gäbe. Was zudem besser laufen könnte, wenn einer der Ermittler nach dem letzten Fall nicht "ganz unten" in der Abteilung gelandet wäre, einen eher nerdigen Assistenten als Hilfe heranziehen muss und zudem in seinem Privatleben seit eben jenem letzten Fall so ziemlich alles sich in Unordnung befindet, was nur geht. Wobei zudem die eigene Chefin mit der psychologischen Mitarbeiterin, die Kommissar Huld ja nicht nur aus beruflichen Gründen versucht, stark in den Fall mit einzubinden, keine geringen Komplikationen mit in den Raum setzt. Eifersucht vielleicht sogar?

Da muss der Leser lange Zeit den eigenen Assoziationen vertrauen, denn trotz vielfacher Andeutungen, einem eindeutigen Prolog und immer wieder kleineren Hinweisen im Thriller weiß der Leser lange Zeit nicht mehr als Hulda selbst, aus dessen Perspektive der Großteil des Thrillers seinen Gang nimmt. Ob eine Zeitkapsle, die vor gut einem Jahrzehnt von einer Schulklasse feierlich eingemauert und erst letztens wieder geöffnet wurde, wirklich wichtige Anhaltspunkte in diesem einen Aufsatz enthält, der eine ganze Reihe von Todesfällen voraussagt?

Das bleibt zuerst dahingestellt, während Sigurdardottir den Leser tief in die Gefühlswelt ihrer Personen mit hineinzieht, ohne mit der Wimper zu zucken auch blutigste und brutalste Tatorte bildkräftig schildert (und dabei immer noch das, was sie nur andeutet, die Fantasie des Lesers konkret und zielgerichtet lenkt) und zudem Fassade über Fassade beginnt zu fallen. So dass zunächst einmal völlig unbescholtene Bürger um Jahre zurückliegende dunkle Verbindungen und manches Geheimnis langsam an die Oberfläche dieses undurchschaubaren Falles durchsickern lassen. Nicht selten müssen. Mit gravierenden Folgen für die eigene Gesundheit.

Dabei ist der Thriller weniger mysteriös denn eher als Kriminalpuzzle angelegt, zeigt die Welt "ganz unten" in der sozialen Skala ebenso, wie die gutsituierte Seite der Gegenwart und nimmt den Leser umgehend für den gebeutelten Hulda ein. Der einerseits dankbar ist, überhaupt noch in der Abteilung, deren Chef er vor Kurzem noch war, mitarbeiten zu können, dessen Naturell aber ein einfaches "Absitzen" der Dienstzeit konsequent nicht gestattet.
Fazit
Spannend, unterhaltsam, teils mi unverdeckter Gewalt gesehen, ist dies ein Thriller, den man nicht gerne vor dem Ende aus der Hand legt.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 18. Dezember 2017

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