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Laird Hunt: Die Zweige der Esche

Die Zweige der Esche

von Laird Hunt
Verlag: btb Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-442-75488-5

Preis: 18,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Präzise und emotional treffend

Es gab sie: Frauen, die Uniformen gefallener Südstaatler anzogen und mit in den Kampf gegen den Norden zogen. Eindrucksvoll schildert Hunt eine solche Szene, ein solches "sich Einreihen", umgehend zu Anfang des Romans wie nebenbei. Intensiv recherchiert hat der Autor, bevor er sich kongenial an die Darstellung einer solchen Frau im gesamten Umfang begibt. Constance, die sich, als "männlicher Soldat" "Ash" nennt. Die ihren Mann auf dem Hof zurücklässt, denn sie kann besser schießen und überhaupt besser "ihren Mann stehen". Und es muss etwas getan werden zur Verteidigung des eigenen Hofes und Landes.

Mit kühler Sprache, eher sachlich denn in den Figuren emotional, führt Hunt nun seine "Ash" durchs Land und auf die Schlachtfelder. "Geh und schau was in dir steckt", das sind die Worte ihrer Mütter. Verstorben schon längst, aber Ash hält das Gespräch mit ihr rege aufrecht. Das gesamte Buch hindurch. Wie sie mit Briefen Kontakt zu ihrem Mann hält. Und aus allem spricht eine klare Haltung. Kein Zweifel. Kein Bereuen. Sie ist es, die als Teil der Wache den ersten Gegner treffsicher erschießt, rührungslos.

"…die Kameraden haben gemeint, wir sollten gleich zurück und Meldung machen, aber ich bin noch einen Moment bei dem Getöteten geblieben". Entspannt.

Was im Kampf auch so bleiben wird. Aber in anderen Situationen nicht. Denn wenn Beine fliegen, Schreie ertönen, Blut den Boden durchtränkt, auch Ash ist nicht vor Kugeln gefeit und ihre Verkleidung nur ein äußerer Schützt. Solange sie nicht entkleidet wird. Was geschieht, als sie verwundet wird. Damit aber ist das Ende der Geschichte noch nicht erreicht, denn Ash wird sich noch vieler Schwierigkeiten erwehren müssen. Und noch einmal, als alles schon vorbei scheint, die Waffe erheben aus privaten Gründen. Was ihr keine Schwierigkeiten bereiten wird. Aber böse Folgen nach sich ziehen kann. Wenn einer eine Leiter hochsteigt mit einer Muskete in der Hand.

Hier, wie an allen anderen Stellen im Roman, trifft Hunt genau den Ton und genau das, was die Gewalt des Krieges, das "Auge in Auge" mit dem Feind, das zum Alltag wird, an der Seele, in der Persönlichkeit hervorruft. Wie soll danach ein Leben ohne innere Belastung, friedlich, noch funktionieren? Wenn alles sonst mit der Waffe geregelt wurde, wenn es jeden Tag hieß: "Der oder ich"?

"Ich schrieb, dass ich ihn arg vermisse. Und arg froh bin".

Und Hunt schreibt minutiös von allem, was diesen Krieg mit ausmacht. Listen und Hinterhalte, Schreie und verlorene Körperteile, medizinische Versorgung, die eher an eine Metzgerei erinnert, der Tod allgegenwärtig, aber auch Freundschaft und gar Liebe (wenn auch einseitig, denn Ash steht für so etwas nicht zur Verfügung. Mit Folgen).
Fazit
Ein Buch wie aus einem Guss, sprachlich genau angemessen, lakonisch teils, das weit über das konkrete historische Ereignis heraus dem Leer vermittelt, was Krieg, Kampf, Schlacht wirklich ist und was diese im Menschen auslöst. Bestens gewählt ist daher die leicht distanzierte Sprache, die eben nicht sich in die emotionalen Tiefen der Personen begibt, sondern deren Entwicklung anhand ihrer Handlungen nachvollzieht.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 26. August 2017

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