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Gard Sveen: Der letzte Pilger

Der letzte Pilger

von Gard Sveen
Verlag: S. Fischer [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-471-35116-1

Preis: 14,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Überzeugendes Debüt

Auf den Anfang der 40 Jahre des letzten Jahrhunderts datiert die Gerichtsmedizin jene drei skelletierten Leichen, die eher zufällig in diesem Waldstück am Rande von Oslo gefunden werten. Und Thomas Bergmann ist einer der Ermittler. Ermordete Menschen, zwei Erwachsene und ein Kind, die unter Umständen, so sagt es Bergmanns Bauch, in Verbindung stehen könnten mit dem äußerst grausamen Mord an einem von Norwegens "Kriegshelden". Carl Oscar Krogh wird, wie besinnungslos zerfleischt, in seinem Wohnzimmer tot aufgefunden.

Auf zwei Zeitebenen, 1942 und 2003 (die Gegenwart des Romans) verfolgt Sveen die Spuren und Hintergründe der Morde und dringt dabei tief ein in die Zeiten von Krieg und Widerstand ("Im Krieg gibt es nur eins, überleben"), in Spionage und Gegenspionage. Und andererseits, und das mit hoher Qualität, dringt Sveen ebenso tief und profund ein in die Psyche seiner Personen. Intensiv und mit Hingabe, manchmal mit einigen wenigen beschreibenden Stichworten, da, wo es nötig ist mit ausführlicheren Betrachtungen, lässt er die inneren Motive, die Lust an der Macht, die Naivität des Industriellen, die Zerrissenheit jener, die lieben will und anders liebt, als sie es zu leben hat, vor den Augen des Lesers Realität werden.

Ebenso, wie sein "Thomas Bergmann" beileibe kein einfacher "Held" ist. Anders, als so manch andere gebrochene Ermittlergestalten der jüngeren Vergangenheit, deren Alkohol oder Drogen oder Einsamkeitsprobleme fast noch sympathische Faktoren darstellen, ist dieser Thomas Bergmann einer, der sich wenig unter Kontrolle hat. Dessen Aggressionen auch zur Unzeit hervorbrechen, der seine Freundin verprügelt hat. Und, schlimmer noch, nicht dafür garantieren könnte, dass das nicht mehr vorkommen würde.

Was die konkrete Freundin an sich bereits nicht mehr interessiert, diese hat ihn verlassen. Aber, es könnte sich ja etwas neues, frisches, Unverbrauchtes anbahnen. Doch trotz seiner inneren Belastung und Zerrissenheit, dieser Fall hier, der wird zu einem persönlichen Fall für ihn. Dieses tote Kind im Grab, die Verwicklungen mit Menschen, die damals wichtig waren und dann aus dem Leben verschwanden, Nazis und Widerstandskämpfer, das lässt ihn nicht mehr los. In schnellen Perspektivwechseln, oft kapitelweise innerhalb nur weniger Seiten, lässt Sveen dabei die Ereignisse von damals und heute ineinander zusammenlaufen bis hin zum überraschenden, in dieser Form wenig vorweg zu ahnenden Ende.
Fazit
Spannend, knisternd, voller Leidenschaft, Dramatik, geschickter Selbstinszenierung und verzweifeltem Kampf um das eigene Leben (und nicht nur um dieses). Eine sehr empfehlenswerte, packende Lektüre.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 04. März 2016

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