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Belinda Bauer: Der Beschützer

Der Beschützer

von Belinda Bauer
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-442-54701-2

Preis: 2,09 Euro bei Amazon.de [Stand: 13. Oktober 2024]
Dunkle Morde im Dorf

Jonas Holly ist ein zugewandter, verantwortungsbewusster Mann. Ein Polizist, der sich kümmert. Der seine Pflicht ernst nimmt. Eine Pflicht, die ihn bis in das kleine Dorf Shipcott in England geführt hat. Der "Bobby vor Ort", der Dorfpolizist ist er. Nicht ganz freiwillig, im übrigen, denn von seinen Möglichkeiten her wäre durchaus mehr, Höheres möglich gewesen. Doch seine geliebte Frau ist an MS erkrankt und ist sich ihres Körpers nicht mehr sicher. Schübe treten auf, mehr und mehr verliert sie an schlechten Tagen die Kontrolle. So hat es sich ergeben, dass Holly in das kleine Haus seiner Eltern in diesen kleinen, überschaubaren Ort zurückgekehrt ist, eben um sich bestmöglich kümmern zu können.

Und nun wird Jonas Hollys "Kümmern" hochgradig gefordert. Ein verzweifelter Versuch, sich zu kümmern, wohlgemerkt, denn gegen die Morde, die nach und nach im Dorf stattfinden, in dieser einfachen, klaren, überschaubaren Umgebung, in der tatsächlich jeder jeden kennt, in der allerdings auch eine ganze Reihe an Marotten, Fehden und Distanzen zu finden sind, gegen diese Morde scheint Holly völlig machtlos zu sein.

Vorgeführt und degradiert zudem von der hinzutretenden "Großstadtpolizei", gelingt es Holly trotz höchsten Einsatzes nicht, dem Mörder wirklich auf die Spur zu kommen. Obwohl dieser nah ist. Näher, als so mancher vermuten könnte. Zum verrückt werden für Jonas Holly, da es vor allem als Opfer jene trifft, die seine Beschützerinstinkte am meisten hervorrufen. Hilflose Menschen. Menschen mit Gebrechen, Aussetzern, Menschen, die der Zuwendung durch andere dringend bedürfen. So richten sich die ersten Verdachtsmomente auch umgehend in Richtung der Verwandten oder der Pflegepersonen. Das Motiv könnte doch gut sein, dass der ein oder andere dieses ständige "sich kümmern" nicht mehr erträgt. Das das eigene Leben so angebunden ist an die Pflege eines anderen, zeitlich und / oder finanziell.

Intensiv und mittels vieler Dialoge zieht Belinda Bauer den Leser mit hinein in diese dörfliche, kleine, wohl aber auch grausame Welt und lässt sich dabei Zeit, ihre Figuren und Personen umfassend darzustellen. Kleine Angewohnheiten, innere Verzweiflungen, alte Fehden, Böswilligkeiten unter Kollegen und die Suche nach der eigenen Person, dem eigenen Platz im Leben unter teils erschwerten Bedingungen (vor allem an der Ehefrau des Dorfpolizisten abzulesen) sind jene Themen, die eine durchaus dichte Atmosphäre im Buch hervorrufen. Ebenso, wie die Bedrängung in Jonas Holly selbst spürbar zu Papier gebracht wurde. Die ständige Angst um seine Frau, die durchaus bereits versucht hat, diesem Leben des "immer weniger Werdens" durch eigene Hand zu entfliehen.

Doch auch Jonas selbst, das wird immer deutlicher von Seite zu Seite, trägt ein Geheimnis in sich. Etwas, das so sehr nicht bekannt werden soll, dass es ihm selber kaum im Bewusstsein ist, er selber diesen in sich tragenden Kampf nicht wirklich zu fassen bekommt. Ein Kampf, der allerdings durchaus seine Bedeutung haben wird für die Auflösung des Falles. Das aber entblättert Belinda Bauer erst im Lauf der Zeit in Ahnungen und Rückblicke in das Leben des Jonas Holly.

Schwächen zeigt das Buch allerdings ein stückweit hier und da in einer Langatmigkeit. Zu breit ist so manches geschildert, zu sehr im Kleinen und Alltäglichen verheddert sich die ein oder andere Figur des Buches. Dem erfahrenen Leser erschließt sich zudem etwa ab er Mitte des Buches, in welche Richtung die Auflösung des Falles zu vermuten wäre, was ein wenig die Spannung aus diesen merkwürdigen Mordfällen herausnimmt. Dennoch aber gelingen Bauer überraschende Wendungen, auch in Nebenfiguren und ebenso überraschende Gefahrenmomente und Morde, wo der Leser dies kaum vermutet hätte.
Fazit
Eine andere Form des Thrillers mit einer interessanten, wenn auch nicht völlig neuen, Grundidee der Auflösung, der seine Stärken in der ruhigen Erzählweise und den intensiv geschilderten Figuren und dann Zwanghaftigkeiten der Abläufe findet. Durchaus lesenwert.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 14. März 2012

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