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Alfred Neven DuMont: Vaters Rückkehr

Vaters Rückkehr

von Alfred Neven DuMont
Verlag: Hoffmann und Campe [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-455-40348-0

Preis: 17,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Über eine schmerzliche Beziehung

Bei der Verfassung des Buches hat sich Alfred Neven DuMont, der Zeitungsmogul, wohl eher nicht vorgestellt, dass in der nun entstandenen Familiensituation zwischen ihm und seinem Sohn durchaus aktueller Zündstoff allein schon aus dem Titel des Buches heraus im Raume stehen könnte. Oder doch? Wer weiß, wieweit die Wurzeln des aktuellen Konfliktes zurückreichen und ob "Vaters Rückkehr" tatsächlich nur ein Roman ist, oder ein Spiegel der aktuellen Lebenssituation? Oder eher doch eine Replik auf die eigene Vaterbeziehung? Fragen, die offen bleiben, die auch gar nicht letztendlich beantwortet werden müssen. Denn durch diese Hintergründe, vor allem aber durch die Form und Sprache des Romans, tritt die Geschichte ein in die mögliche Realität und bindet sich durchaus an eine Erfahrungen vieler Leser an (nicht nur der männlichen, auch wenn diese durchaus zuerst sich angesprochen fühlen könnten, als Söhne und Väter).

Anders aber zunächst als die handfesten Auseinandersetzungen im wahren Leben der DuMonts zur Zeit beginnt das Buch quasi auf der Sonnenseite des Lebens, auf der sich Karl, ein erfolgreicher Banker, befindet. Alles läuft rund, Familie, Beruf, Umfeld stimmig, wunderbar könnte das Leben sein und bleiben, wenn nicht der längst für tot erachtete Vater Karls auf einmal wieder äußerst lebendig im Raum stehen würde.

Nicht irgendein Vater ist es, mit dem sich der Ich-Erzähler des Buches nun auseinanderzusetzen hat, sondern "der" Vater. Vital. Stark. Übermächtig. Einnehmend im Wesen (Frau und Kinder Karls sind fast umgehend in den Bann des "alten Herren" gezogen).
"Wie gut ist es, wieder zu Hause zu sein", jubiliert der Vater. Und auch die Haushilfe Käthe lässt sich gerne von diesem Charmeur mit der starken Persönlichkeit herumwirbeln und bezirzen. Mithin das gesamt Umfeld Karls wendet sich dem Vater fraternisierend zu.

Seite für Seite fühlt sich Karl mehr und mehr an die Wand gedrückt. Alte Erinnerungen tauchen wieder auf, Erinnerungen an eine unglückliche Familiengeschichte, den Tod der Mutter, die innere Konkurrenz zum Vater, die Karl in jungen Jahren nicht bestehen konnte.

Auch augenzwinkernde Geständnisse des Vaters im halbernsten Ton über seine Zeit als "Tango-Vortänzer" und die tanzbedingte körperliche Nähe zu seiner damaligen Tanzpartnerin (in allen Ehren natürlich, was für eine Frage!) führen nicht zu einer Form erwachsen-freundschaftlichen Verhältnisses.

Und auch, als der alten Hans gen Ende des Buches betont, "Du hattest einen Vater, der sich immer um Dich bemüht hat", kann Karl auch nach diesem neuerlichen Einfall des Vaters in sein Leben nur bitter antworten "Sein Bemühen ist nicht zu mir durchgedrungen". Höchstens das Bemühendem Sohn immer den Rang abzulaufen. Ihn unten zu halten. Nun eben in dessen eigenen Leben. Das Bemühen eines Vaters, der zu diesem Zeitpunkt schon wieder nicht mehr anzutreffen ist im Leben Karls. So bleibt doch ein Stück offen, inwieweit eine Befriedung beider innerlich tatsächlich möglich war und ob alte Wunden wirklich heilen können, wenn die Personen sich im Wesen nicht ändern.

Und es bleibt offen, wieweit Alfred Neven DuMont bei so vielen inneren Ähnlichkeiten in der eigenen Familiengeschichte hier wirklich nur eine Fiktion zu Papier gebracht hat.
Fazit
"Vaters Rückkehr" ist ein Roman der inneren Auseinandersetzung und trifft das Wesen vieler Vater-Sohn Beziehungen (nicht nur in traditionellen Familienbildern) oft schmerzlich auf den Punkt, bietet Ansätze zu einem Verstehen der Generationen, aber lässt auch resignierende Eindrücke mit zurück. Lesenswert ist die Geschichte des sich "plötzlich wieder als Kind" innerlich vorfindenden Karl auf jeden Fall.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. Oktober 2011

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