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Mikael Bergstrand: Weiße Rache

Weiße Rache

von Mikael Bergstrand
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-499-25482-6

Preis: 4,61 Euro bei Amazon.de [Stand: 17. April 2024]
Licht und Schatten

Ein hochaktuelles und brisantes Thema hat Mikael Bergstrand ins einem Krimi verarbeitet und dies mit Licht und Schatten, was das Buch angeht.

Migration, Integrationsproblematik, marodierende und gewalttätige Banden jugendlicher Migranten einerseits, Versuche der Integration und gelungene Integration (bei der Hauptperson des Romans) andererseits und zu guter Letzt gewaltbereite, vordergründig sich "nur wehrende" "Rächer" andererseits, bei denen allerdings noch das ein oder andere zu Anfang verdeckte Motiv durchaus mitschwingt.

Leyla Abdalla ist ein Musterbeispiel gelungener Integration, studierte Journalistin, die durchaus nun Anfangserfolge in ihrem Beruf nachzuweisen hat. Ihr neuestes Projekt, gemeinsam mit einem ihr unfreundlich gegenüber eingestellten Kollegen ist die zunehmende Jugendkriminalität mit Migrationshintergrund in Malmös Problemviertel Nr. 1. Eine Kriminalität, der sich eine Gruppe selbsternannter, ebenfalls jugendlicher "Rächer" entgegenstellt, die vordergründig Rache für konkret begangene "Untaten" nimmt. An der Spitze der "Rächer" findet sich der schon ältere, knapp 30jährige Arved, der mit besten Verbindungen ausgestattet zu sein scheint und durch rhetorisch geschickte Ansprachen Jugendliche zu Instrumenten der Rache zu formen gedenkt.

Wer aber sind denn jene guten Verbindungen? Je weiter Layla in die Probleme des Viertels eindringt, desto deutlicher wird ihr, dass hier beileibe nicht nur fehlgeleitete Jugendliche aller Seiten ihre Kämpfe austragen, sondern dass durchaus gewichtige Interessen sich diese Jugendlichen zu Nutze machen. Eine Verbindung, die auch zum Mord bereit ist. Je mehr nun Layla die Hintergründe beginnt, aufzudecken, desto mehr gerät sie selber in Gefahr und in den Fokus der "Rächer".

Einerseits ist das Buch ein durchaus geschickt konstruierter Kriminalroman mit überraschenden Wendungen und mehreren Überraschungsmomenten zum Ende hin, die aufzeigen, dass einige der Protagonisten ein doppeltes Spiel betreiben.
Andererseits wirkt das Buch phasenweise wie eine sozialpädagogische und amateurpsychologische Studie. Ausufernde Dialoge, die in Teilen doch arg künstlich wirken wollen hier einerseits das Innenleben der eher stereotyp gehaltenen "Fronten" im Blick auf die Migration darstellen, Erläuterungen und Blicke auf Hintergründe das Ganze dann im gesellschaftlichen Rahmen verständlich gestalten. Hier kratzt Bergstrand aber letztendlich nur an der Oberfläche und bringt nur allgemein sattsam diskutierte Erklärungsmuster zur Sprache. Zudem tauchen gerade in jenen Passagen auch Längen auf, die der Spannungskurve des Buches selber eher abträglich sind.

Es dauert lange, fast bis in die Mitte des Buches hinein, bis wirklich Bewegung hineinkommt und die verschiedenen Parteien und Protagonisten in ihrer persönlichen Geschichte und den inneren Motivationen sattsam vorgestellt sind. Zu breit vorgestellt sind. Dem "Mini Hitler" Arved nimmt man seinen tiefen Einfluss auf die Jugendlichen nicht wirklich ab, zu gekünstelt sind seine Monologe in Sprache und Stil angelegt.
Gut gelungen wiederum die Darstellung der jugendlichen Migranten in den verschiedenen Lebenssituationen, die sich auch in der sprachlichen Darstellung durch Bergstrand gut differenziert darstellen. Es gelingt dem Autor mit dieser Form, die Funktion von cooler Sprache für den Status in der Gruppe hervorragend auszuarbeiten.
Auch der dann in Schwung kommende Spannungsanteil des Buches versöhnt im zweiten Teil mit einigen Längen des ersten Teiles und nimmt den Leser mitten hinein in diese Parallelwelt, die an fast allen Orten Europas intensiv diskutiert wird.
Fazit
Ein gut konstruierter Krimi mit einigen sprachlichen Längen und zu breiter Darstellung vermeintlicher Hintergründe gesellschaftlicher Problematiken, der allerdings im Gesamten das Problem der Migration, der Ghettoisierung und der zunehmenden Aggression aller Seiten letztlich gelungen aufnimmt und verarbeitet.
6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 29. Januar 2011

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