Dies ist ein Thriller von Nora Roberts, mit dem sie ihre Ideen umsetzt, die sie
unter diesem Schriftstellernamen verfolgt. Für Kriminalomane verwendet sie
bekanntermaßen das Pseudonym J.D. Robb.
Als Nora Roberts aber verflüchtigt sie sich gerne in die Welt der Fantasy, der
Mythen und des Glaubens. Auf meinem Blog gibt es bereits Besprechungen zu der
Fantasy-Schatten-Trilogie "Schattenmond" und
"Schattendämmerung" und anderer Reihen von ihr.
Auch »Rache im Blick« kommt nicht ohne Mystik aus. Dennoch ist die Jagd nach
einem Serienkiller ein unterhaltsam spannender Thriller. Daneben geht es aber
auch um große Gefühle und die Leser können sich auf eine großartige
Liebesgeschichte freuen.
Die zwölfjährige Thea Fox und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Rem wachsen in
einer wohlbehüteten Famile auf. Die geschäftlich sehr erfolgreichen Eltern
Cora und John Fox lieben sich nachwievor und sie lieben vorallem ihre beiden
Kinder. John stammt aus einem enorm reichen Elternhaus, aber seine Eltern
fanden, dass Cora nicht die richtige Ehefrau für ihren Sohn war. Deshalb
mochten sie Johns Kinder nicht, haben John mit seiner Familie nie besucht und
die Enkel nie wohlwollend behandelt. John hat darauf gepfiffen und sich umso
mehr an Coras Eltern angeschmiegt.
Coras Mutter Lucy (Theas Großmutter) ist bereits Witwe und liebt ihren
Schwiegersohn wie einen leiblichen Sohn. Ihre Liebe reicht aber auch für die
Enkel Thea und Rem, die jedes Jahr in den Ferien zwei Wochen auf dem kleinen
Bauernhof ihrer "Grammi" verbringen. Und an jedem Weihnachten kommt
Grammi zu ihnen zu Besuch.
Den Frauen dieser Familie verbindet eine besondere Gabe: Sie können gedanklich
in die Köpfe anderer Menschen sehen. Während Lucy diese Gabe nur für ganz
besondere Anlässe ausnahmensweise einsetzt, lehnt ihre Tochter Cora diese Gabe
ab. Und Thea wird auf außergewöhnliche Weise mit dieser Gabe konfrontiert.
Zwischen den Kapiteln zur Beschreibung dieser kleinen Familie lernen die Leser
Ray Riggs bei »Rache im Blick« kennen. Er ist ein Mensch voller Hass, Neid und
Eifersucht. Er reist durch die Regionen und tötet Menschen, um sie auszurauben.
Meist sind es Ehepaare oder kleine Familien. Nachdem er sie getötet hat, nimmt
er sich von ihnen, was immer er meint gebrauchen zu können: Geld, Schmuck,
Waffen und Autos. Seine Ziele wählt der Killer eher rein zufällig. Aber wenn
er ein Ziel gefunden hat, dann entfacht das einen enormen Hass auf diese
zukünftigen Opfer. Mit urgewaltiger Brutalität werden die Leser mit der
Ermordung von Cora und John Fox konfrontiert.
Dramaturgisch aufebreitet hat Nora Roberts diesen Roman wie einen ganz normalen
Thriller: einerseits die Kapitel um die Protagonisten und dazwischen die Kapitel
mit dem Täter. Spannend nähern sich die beiden Stränge einander an, bis der
Täter endgültig vernichtet ist.
Den Emotionen der Figuren widmet sich die Autorin in ganz besonderer Weise.
Einerseits wird der unbändige Hass und die Wut des Killers sehr detailreich
beschrieben. Andererseits erleben die Leser die schier unerschöpfliche Liebe
und Fürsorge einerseits der Großmutter ihren beiden Enkeln gegenüber, aber
auch Theas gegenüber ihrem kleinen Bruder und schließlich der Verwandten und
der Nachbarn gegenüber dieser kleinen Familie, die so viel Leid erlfahren
musste. Einen Hauptstrang nimmt die Liebesgeschichte von Thea zu einem neu im
Dorf sich ansiedelnden Nachbarn mit seinem vierjährigen Sohn. Ein
alleinerziehender Vater, der den Argumenten seines Sohnes kaum widersprechen
kann.
Dabei geht es aber auch nicht nur um die Jagd nach einem Täter. Es geht sehr
viel um Familie, den Zusammenhalt in einer Familie, das Vertrauen untereinander.
Es geht auch um die Weitergabe dieser Gefühle und dem Wissen von einer
Generation an die nächste.
Fazit
Trotz aller Mystik haben mir die Figuren und die Handlung in »Rache im
Blick«gut gefallen. Schließlich bleibt es auch nicht bei der Festnahme des
Killers, sondern die Jagd geht noch viel weiter und es ist ja auch nicht nur
dieser eine spannende Handlungsstrang, so dass man unweigerlich bis zum Ende des
Romans lesen möchte.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 28. Juli 2025 2025-07-28 10:09:06