Erneut entführt uns Gina Mayer mit diesem Roman in vergangene Zeiten. Dabei
deckt sie dieses Mal eine enorme Zeitspanne ab, die in den 1920er Jahren beginnt
uns bis in die 1990er Jahre reicht.
Davon mal abgesehen, dass der Roman mit einem Handlungsstrang in 1994 beginnt,
geht es um drei Freundinnen, die im Jahre 1919 gemeinsam in die Schule gehen.
Während Babette vom Maurerhof und Rosl sich schon länger kennen, kommt Evelin
nun in die Klasse.
Evelin stammt aus einem reichen Hause und ist die Tochter vom Gruberhof. Evelin
ist Besseres gewohnt und zeigt immer wieder eine herablassende Arroganz. Doch
die beiden anderen Mädchen genießen eine Freiheit, die sie im reichen Hause
nie erlangen würde. Babette und Rosl nehmen sie dennoch gerne in ihrer
Gemeinschaft auf. Schließlich bekommen ihre Puppen dank Evelin neue Kleider aus
hochwertigen Stoffen.
Rosl steht in diesem Dreiergespann scheinbar auf der untersten Stufe, nicht
zuletzt wegen ihrer Mutter, die als Trinkerin im Dorf verschrien ist. Rosl
leidet unter dem Ansehen ihrer Familie.
Rosl bewundert heimlich Evelins Eleganz und Anmut, während Babette mit ihrer
fröhlichen Art das Trio zusammenhält. Die Mädchen erleben gemeinsam kleine
Abenteuer und schmieden Pläne für die Zukunft. Trotz ihrer Unterschiede
verbindet sie eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit. Ihre Kindheit auf dem
Land prägt sie und hinterlässt unvergessliche Erinnerungen.
Gina Mayer erzählt mit viel Liebe zum Detail und schönen Bildern die
Geschichte dieser drei Freundinnen, die bald jede ihren eigenen Weg ins
Erwachsenenleben geht.
Die Spannung in »Der Kuckuck« wird durch das Auftauchen von Findelkindern in
den verschiedenen Zeitepochen generiert. 1994 lernen wir Ella kennen, die in
einer Medien-Agentur arbeitet und gerade feststellt, dass sie ein Kind unter dem
Herzen trägt. Während sie mit ihrem Freund Pläne über die Zukunft schmiedet,
erfährt sie von Ihrer Mutter im Alter von knapp dreißig Jahren, dass die
geliebten Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind. Sie fühlt sich belogen und
beginnt, nach ihren leiblichen Eltern zu suchen und den Grund herauszufinden,
warum sie als Säugling vor einer Wohnungstür abgelegt wurde.
In den 1930er Jahren gebährt Babette ihr erstes Kind. Sie ist verheiratet, von
ihren Freundinnen Rosl und Evelin hat sie lange nichts mehr gehört. Hin und
wieder hatten sie sich Briefe geschrieben. Da liegt an ihrer Haustür ein
Säugling in einer Decke, mit einem Zettel, auf dem steht, dass er Kaspar
heißt. Kaspar ist nur drei Monate jünger als Anna, doch Babette kümmert sich
auch um Kaspar wie um ihr eigenes Kind.
Fazit
Die Frage, was es mit den beiden Findelkindern in den unterschiedlichen
Zeitepochen auf sich hat, ist der Kleister, der die Leser an der Geschichte
fesselt. Das Leben der drei Freundinnen läuft so unterschiedlich, dass alles
Mögliche denkbar ist. Und obwohl es so viel Unausgesprochenes in den Familien
gibt, schafft Gina Mayer ein wunderbar zufriedenstellendes Ende.
Auch wenn nicht alle Romanfiguren in »Der Kuckuck« vom Schicksal der anderen
Figuren erfahren, so wissen zumindest die Leser, wie es allen ergangen ist. Ein
wunderbarer Roman mit spannenden und interessanten Lebensgeschichten, die einen
in den Bann ziehen und auch nach dem Ende zum Nachdenken anregen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 31. Mai 2025 2025-05-31 08:52:16