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Henrike Lähnemann, Eva Schlotheuber: Unerhörte Frauen

Unerhörte Frauen

von Henrike Lähnemann, Eva Schlotheuber
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-549-10037-0

Preis: 26,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
Differenzierte Darstellung der "weiblichen Geistlichkeit" des Mittelalters

Als Frau im Mittelalter, wenn man nicht verheiratet wurde (und das möglichst relativ gut), gab es wenige Möglichkeiten, ein "freies" oder gar "selbstbestimmtes" Leben zu führen. Einer der Auswege für Frauen jener Zeit war der "Gang in ein Kloster". Was zum einen, und das gar nicht bei so wenigen, tatsächlich geistliche, religiöse Hintergrunde hatte, bei allerdings ebenfalls sehr vielen der Frauen eine Form von "Abschiebung" durch die eigene Familie oder ein freiwilliger Gang in ein "sicheres Refugium" in einer, für Frauen, unsicheren Gesellschaft darstellte.

"im Mittelalter war die Hälfte derer, die in ein Kloster eintraten, Frauen. Warum hören wir so wenig von ihnen", ist eine daher durchaus berechtigte Frage. Denn neben einigen "strahlenden Namen" weiblicher Nonnen ist das Gros jener Bewohnerinnen eines Klosters in den Fluten der Zeit verschwunden bzw. gar nicht erst namentlich aufgetaucht. Gerade weil auch, als quasi gegensätzliche Beobachtung, die Nonnen der Klöster durchaus Wirkung zeigten, Geltung erlangten. Manche der weiblichen Klöster waren durchaus "oftmals mächtige Institutionen".

Erst im Lauf der Zeit, so die Beobachtung der Autorin, versanken diese machtvollen Institutionen und konkrete Frauen im Dunkel der Vergessenheit. Wobei das Buch sich vielfache Tagebuchaufzeichnungen zu Nutze macht, und dem Leser und Leserinnen so in differenzierter, sprachlich durchaus flüssiger Form, das Leben jener "heiligen Frauen" zu Ihren Zeiten fundiert vor Augen führt. Seien es die musikalischen und materiellen Künste, seien es die Versorgungen (nicht nur geistlich) der Menschen im Umfeld, seien es aber auch Fehler, Irrungen in den Gemeinschaften, teils handfeste Machtauseinandersetzungen, und all das im Selbstverständnis der weiblichen Orden immer als "Aufbruch und Entdeckung neuer Horizonte" verstanden.

Und das in unruhigen Zeiten, die nicht selten das "Leben in Klausur", also der Abgeschiedenheiten, unterbrach und die gemeinsame Lebensform äußeren Veränderungen, Kriegen, sich stellen musste. Vielfach sind die Beschreibungen. Vom Alltag hin zu Krisenzeiten und "Unordnung", vom Kloster als Schule und Bildungsraum, von den Veränderungen durch die Reformation hin zu den stillen und sehr persönlichen Momenten der Krankheiten und des Sterbens im Kloster.
Fazit
Eine interessante Lektüre aus einer "ganz anderen Welt", durch die Leser und Leserinnen Einblick erhalten in ein (fast) vergessenes Lebensmodell, das bis heute im eigentlichen Sinne nicht "allgemein" zugänglich ist.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 20. Juli 2023

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