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Colin Cotterill: Dr. Siri und das sitzende Skelett

Dr. Siri und das sitzende Skelett

von Colin Cotterill
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-442-31650-2

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. April 2024]
Mysteriöse Vorkommnisse, die schon mal überfordern können

Es ist die 13. "Mitarbeit" des etwas linkischen, inzwischen auch älteren Mannes. Ehemaliger Leichenbeschauer, durchaus vom Fach. Und niemand sollte sich täuschen lassen, weder Verdächtige noch Leser und Leserinnen und schon gar nicht der Täter, dass Dr. Siri Palboun in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, nicht doch auf seine recht verdrehte, intuitive Art und Weise nicht doch jedem Fall näher zu rücken versteht. Auch wenn er immer nur "zu Hilfe" kurz gebeten wird, der Mann verstrickt sich immer unrettbar (oder wird durch die Umstände und das Schicksal verstrickt) in kaum lösbar zu scheinende Vorfälle. Die, ein Markenzeichen der Kriminalromane um den Ermittler mit seiner ganz eigenen Art, immer auch die Geschichte der Region, die ehemaligen Freiheitskämpfe, die politischen Strategien im Hintergrund teils humorvoll, teils ernst, aber immer sachkundig, mitschwingen lassen.

"Vientiane war nicht Cannes. Kein europäischer Mogul hatte je hier überwintert". Kein internationaler Filmstar hätte sich hier einen Zweitwohnsitz mit Mätressen eingerichtet". Du doch sprudelt alles voller Leben und nicht wenigen besser im Verschwiegenen bleibenden Interessen und Handlungen. Man weiß eben, wie man durchkommt und dass dies auf ständig regelkonforme Art und Weise nicht besonders gut gelingen würde. Chefinspektor Phosy, der seit seiner Beförderung immer weniger Grund zur früheren Lebensfreude findet.

"Er leitete eine gut zweitausend Mann starke Polizei, die meisten von ihnen hoffnungslose Fälle. Und die wenigen Frauen in der Truppe vermochten das Niveau nicht nennenswert zu heben".

Und nun ist es wieder soweit. Er muss seinen alten Vertrauten zunächst einmal nur um eine Einschätzung eines mysteriösen Geschehens bitten. Was ja wohl nicht so kompliziert und schwer sein kann. Eine Rechnung, die, wie so oft, ohne Dr. Siris vielschichtige Persönlichkeit von Phosy angegangen wird. Wobei Siri mit ganz anderen Herausforderungen aktuell zu kämpfen hat und eigentlich gerne weiterkämpfen würde. Die "In-Gang-Setzung" seiner neuen Kamera, mittels derer er Filmgeschichte zu schreiben gedenkt. Samt der Herausforderung, das Gerät ans Laufen erst einmal zu bekommen.

Und nun das. Dieser Fund am Fuße des Anusawari-Triumphbogens um vier Uhr morgens. Ein weibliches Skelett. Und was ein makaberer Scherz hätt sein können, entpuppt sich als grausames Verbrechen. Denn das Skelett ist zwar bar allen Fleisches, aber erst vor Kurzem in den Tod übergegangen. Bisspuren an den Knochen zeigen, dass dies hier nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.

"Alles begann und endete mit ihr. Sie lag in einer Kiste. Einem massiven Kokossarg mit schmalen Luftschlitzen. Sie hatte geschrien, immer wieder, ohne Erfolg"

Und sie ist nicht alleine in dieser Kiste. Was den Fall ins Rollen bringt und Dr. Siri vor erstaunliche Ergebnisse zunächst einmal stellt. Da wittert ein Dr. Siri sofort und mit voller Motivation Lunte. Und macht sich auf, wie immer tollpatschig und zerstreut wirkend, den diversen Spuren zu folgen. Wer ist diese Frau? Was hat sie "abgenagt", wer könnte dahinter stecken und warum ist das so geschehen? Nur einige Fragen, die auftauchen werden im Kaleidoskop der vielfach schon gut bekannten und je ganz eigen und differenziert vorliegenden Personen im Buch. Die, jeder und jede für sich, Unikate darstellen und zugleich immer wieder auch tragende Rollen in den Fällen einnehmen.
Fazit
Humor, teils fast Slapstick, trockene Dialoge, irreführende Wendungen und plötzlich auftauchende Spuren, wie in den 12 Bänden zuvor ist auch dieser Fall sprachlich und vom Spannungsbogen her ein Genuß, der mit seiner ganz eigenen Art von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert und gleichzeitig teilweise Tränen lachen lässt.

Was in den teils verbogenen Fäden der Erzählung so tatsächlich nur an einem Ort wie das Laos im Roman geschehen kann, in dem jeder das allgemeine Chaos gewohnt ist, auf seine eigene Art und Weise zu lösen. Wobei natürlich, zur Sicherheit, gesagt werden soll, dass Colin Cotterhill die Kunst der Übertreibungen perfektioniert hat.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 06. Juli 2023

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