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Jean-Christophe Grangé: Die marmornen Träume

Die marmornen Träume

von Jean-Christophe Grangé (Biografie)
Verlag: Klett-Cotta Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-608-50171-1

Preis: 25,60 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. April 2024]
Verwickelt, spannend, hart

"Der Kleine" ist Psychotherpeut. Vor allem aber "Frauenbeglücker" der oberen Schicht der Nazi-Elite und Förderer in Berlin 1939, kurz vor Ausbruch des Krieges. "Der Stramme" ist Gestapo Mitarbeiter, SS Offizier und ein "Bild von einem Arier". Ohne jeden Skrupel im Dienst mit deutlicher Freude an klar strukturierten Verhören. "Sie" ist Psychologin und Leiterin eines "irrenhauses" vor der Stadt. Zudem stammt sie aus altem Adel und muss dennoch jenem merkwürdigen Gynäkologen mit besonderer Beauftragung am Ende ihre Schützlinge übergeben. Respektive nimmt er diese sich. Nach einem kleinen, unerfreulichen Geplänkel mit der Ärztin, die ihren eigenen Drogen und jeder Flasche Alkohol allerdings überaus nahe steht.

Während Simon Kraus, der kleingewachsene Psychotherapeut sich durch die Betten der oberen Damen arbeitet und seine Sitzungen auf Schalplatten aufnimmt, damit jede Menge indiskrete Informationen sammelt, Franz Beewen seinen Verhören in den Tiefen der Gestapo Keller nachgeht, dabei aber nebenbei erfährt, dass sein Vater von jenem schemenhaftem, rothaarigem Arzt ausgewählt wurde, einer neuen, endgültigen "Heilmethode" zugeführt zu werden, beginnt Minna von Hassel, die Psychologin mit ehemals glänzender Zukunft und nun teils alkoholschwangerer Gegenwart, sich ebenfalls zu ereifern. Für das, was hinter den Kulissen im Reich so vor sich geht, vordergründig aber mit den beiden Männern zunächst, was Morde in jenem illustren Club der "Grande Dames" der Nazi Führung angeht.

Brutale Morde, die bis auf die Eingeweide je reichen und jeden und jede der drei Protagonisten auf besondere Art die "Treppe hinab" befördern. Franz Beewen im Gerangel interner Konkurrenz bis hin zum "Leichensammler" all jener Juden und, vor allem, Zigeuner, die nach willen der "Führung" vom Angesicht der Erde ausgemerzt werden sollen. Simon Kraus, der just von jener "Konkurrenz" Beewens den "Marsch geblasen" bekommt und von jetzt auf gleich die (widerrechtlich angeeignete) herrschaftliche Wohnung samt geheimen Informationen und alle Annehmlichkeiten verliert. Minna von Hassel, die nur noch die rauchenden Überreste ihres Instituts vorfindet. Und alle drei, die sich in der Stadtvilla derer von Hassels verschanzen, um endlich dem Ursprung jener Morde auf den Grund zu kommen, die weiter und weiter geschehen.

Wobei Grange eine Menge falscher Spuren legt, Schuhfetischisten in den Mittelpunkt des Verdachtes rückt, seine unfreiwilligen Ermittler vielen Gefahren aussetzt, den Lebensborn und die Welt der UFA dabei intensiv streift, bis die Lösung des Falles sich in nomadischen Lagern von Zigeunern abzuzeichnen scheint - und doch zunächst auch dort Sackgassen, Tod und Verderben allein zu finden sein werden. Was aber alle drei verbindet, ist eine Form von wachsender, von Grange sehr gut dargestellter, innerer "Verbissenheit" in die Mordfälle und die viel größeren Hintergründe, die sich auftun. Ermittlungswege zudem, auf denen er viele "interne Bereiche des dritten Reiches streift, die perfide Hasskultur der Führung offen legt, brutalste Szenen lapidar zu schildern verssteht und am Ende ein überaus großes Bild zeichnet, in dem die vielen kleinen Ereignisse alle in der ein oder anderen Form miteinander verbunden sein werden.
Fazit
Mit drei differenziert und intensiv gezeichneten, völlig gegensätzlichen Protagonisten, die ebenfalls mehr und mehr zu einem organischen Ganzen verwachsen werden und gemeinsam, ein wenig metaphorisch gesprochen (aber nur ein wenig) am ende durch Ströme von Blut waten werden. Bis geklärt ist, was zu klären war. Ein intensiver, dichter, spannender Thriller, der durchgehend mitreißt in seiner temporeich nach vorne gehenden Handlung. Aber auch nichts für schwache Nerven.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 17. April 2023

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