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Angelika Eck (Hrsg): Der erotische Raum

Der erotische Raum

von Angelika Eck (Hrsg)
Verlag: Carl-Auer Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-8497-0234-2

Preis: 29,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Wollen wollen und wissen, was man wollen könnte

Es ist eine der verbreiteten Fragen in der weiblichen Erotik, wenn es psychotherapeutisch wird, dass für viele Frauen der Umgang mit der eigenen Sexualität innerlich angefragt wird, wenn "sexuelle Unlust" deutlich stärker und häufiger spürbar ist, als eine "Lust auf….."

Fragen, die traditionell nicht häufig beachtet wurden im lauf der Jahrhunderte, mit denen Frauen auch familiär oft alleine stehen, die beim Heranwachsen als "Mangel" wahrgenommen werden, aber kaum kundige und offene Gesprächspartner/innen findet. Und das in einer Gesellschaft, in der Erotik einen breiten raum einnimmt, das "sich Hingeben" fast als "Pflicht" gesehen wird, viele Frauen mit einem "anderen Empfinden" nicht nur von außen, sondern stark auch von sich selbst aus in Frage und unter druck gestellt werden. Zu klar scheinen die Eindrücke von anderen und die öffentlichen Bilder, als dass Frauen dann nicht umgehend das Problem alleine bei sich selbst und ihrem "Nicht funktionieren" suchen.

Das vorliegende Werk ist daher, was diese Fragen angeht, ein wahrer Segen. In ruhiger, sachlicher, fundierter Weise wenden sich die diversen Autoren in wie Hauptteilen offensiv diesen Fragen zu und setzen, auch das bereits umgehend eine tiefe Erleichterung für betroffene Frauen, "Unlust" als "Kompetenz". Als "Ressource", die im Leben nutzbar und fruchtbar allerdings in rechter Weise zuerst verstanden und entfaltet werden muss, um für den eigenen Weg konstruktiv beitragen zu können. Denn um diesen geht es im Kern, zu Anfang und am Ende und darüber hinaus: den eigenen Weg mit sich und seinem Leben in guter Weise zu finden. Oder um "vom Nein zum Ja" zu finden, "selbstbestimmte Auswege aus der Paradoxie des Wollenwollens und andere erotische Lebenslagen" zu gestalten.

Dass dabei die "sexuelle Barriere" zunächst als Kompetenz und Ressource verstanden wird, weil sie auf ein "Innehalten" drängt (sehr überzeugend in den vier Ebenen der Barrieren im Artikel von Ulrich Clement plakativ vor Augen geführt), eröffnet zunächst verschiedene "Orte" als Aufforderungen zum Innehalten und sich den deutlichen Fragen zu stellen, die jene Barrieren nach Innen stellen. Nicht ausweichen, das ist wichtig. Sich seiner selbst Gewahr werden an den verschiedenen Barrieren und diese, wenn es an der Zeit ist, überschreiten, das nimmt nicht nur den Druck von einem wenig greifbaren "Nicht-Wollen" und wird so zu Ressource der Klärung, was man wollen könnte. Oder auch nicht. "Hemmung ist funktional". Sie hilft zunächst, vermeintlich drohenden Schmerz zu vermeiden und deutet auf traumatische Erfahrungen zu anderen Lebenszeiten durchaus hin. Und "funktioniert" zunächst.

Es geht somit nicht um "Barrieren" und "Hemmungen" an sich. Die sollte jeder Mensch besitzen. Sondern konkreter um den eigenen Zugang zu den eigenen Barrieren und Hemmungen. Damit aber verschiebt sich er therapeutische Prozess weg von einem "negativen Nicht-Können" hin zu einem konstruktiven "sich kennenlernen" Prozess und Zugang zu sich und zu den (unterbewussten) Reaktionsweisen des eigenen Seins. Die dann ans Licht gebracht werden können und am Ende nicht mehr "reaktive Muster" erzeugen, sondern aktive Entscheidungen zu treffen als Lernweg eröffnen. Mit allen denkbaren Facetten beschäftigt sich dieser erste Teil des Werkes im Blick auf die "Barrieren" und "Hemmungen", die als "Unlust" ihren Weg in die Außenwelt finden, um dann im zweiten Teil konsequent "körperlich" zu werden und sich, empathisch, der "Ausweitung der Lust" auf körperlicher Ebene zuzuwenden.
Fazit
Was eine Lektüre ergibt, die für jeden anregend und interessant zu lesen ist, vieles "negativ" bewertete in eine positive Richtung aufnimmt und klare Erkenntnisse vermittelt.

Auch wenn dies kein "Do-it-yourself" Buch ist, gar nicht sein kann und auch nicht sein soll, werden die Folgend er Lektüre Erleichterung sein und vielleicht, wenn es "tief sitzt", den Weg zu einer einem qualifizierten Beratung und Therapie motivierend eröffnen.

Ein wichtiges, bahnbrechendes Werk.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. Juni 2022

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