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Mariam T. Azimi: Tanz zwischen zwei Welten

Tanz zwischen zwei Welten

von Mariam T. Azimi
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-471-36009-5

Preis: 10,29 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. April 2024]
Die von Mariam T. Azimi in Form eines Romans erzählte Geschichte hat mich zu Einblicken geführt, deren so detailreiche Situationen mir in dieser Weise neu waren. Dafür muss man wahrscheinlich ganz persönlich mit solch einer Situation der Migration ausländischer Mitbürger zu tun haben.

Die Protagonsitin dieses Romans ist Wana, die aus Afghanistan stammt. Ihre Eltern flohen mit ihr aus der Heimat, als noch die Russen gegen die Taliban dort kämpften. Vor der Wende in Deutschland. Ihr Vater hat sich damals mit seiner Familie entzweit, weil er besser dort bleiben und kämpfen sollte anstatt nach Deutschland zu gehen.

Als Kind empfand Wana noch beim Zusammenwachsen der beiden Deutschlands ein Wir-Gefühl, was dann aber schnell kaputt gemacht wurde. Spätestens, als ihre Schwester Nila von "wir" und "die Deutschen" sprach, hatte Wana begriffen, dass es Menschen verschiedener Klassen gibt. Aber sie wusste nicht, zu welcher dieser Klassen sie selbst gehörte. Mit afghanischen Traditionen, die ihre Mutter verteidigte und pflegte, kam sie nicht klar. Sie fühlte sich modern und deutsch, wurde von den Deutschen wegen ihres Aussehens aber nicht akzeptiert. Es war und ist ihr anzusehen, dass sie Migrantin ist.

Mariam T. Azimi beschreibt die Entwicklung eines jungen Mädchens bis zum Erwachsenwerden. Die Verhältnisse innerhalb einer Familie zwischen Großeltern, Eltern und Kindern werden genauso in das Thema einbezogen wie die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gesellschaften, wie die der afghanischen und die der deutschen.

Diese Konflikte werden von Mariam T. Azimi mit wohlgeformten Sätzen und sicherlich aus ihrer ganz persönlichen Perspektive geschildert. Dabei wird dem Leser klar, dass das Festhalten an alten Traditionen auf der einen Seite und der Aufbruch in die Moderne, westliche Gesellschaft einen unverrückbaren Konflikt darstellt, der in jeder Einwandererfamilie, aber nicht nur dort, in mehr oder weniger ausgeprägter Form vorkommt.

Bei der Protagonsitin führten diese Konflikte zu Depressionen, aus denen sie sich langsam zu befreien scheint. Sie ist bis zum Schluss auf der Suche nach sich selbst und ihren Platz in der Gesellschaft.

Notwendigerweise arbeitet Mariam T. Azimi mit Rückblenden. Um die Verhaltensweisen in der heutigen Zeit plausibel darstellen zu können, ist die Kenntnis des Geschehens in der Vergangenheit unbedingt notwendig.
Fazit
Mich hat dieser Roman sehr beeindruckt, weil ich viel Neues über das Innere einer Einwandererfamilie gelernt habe. Es waren Ereignisse, die mir unter die Haut gingen, die darüber nachdenken lassen, warum so mancher Einwanderer zum Messer greift und wild um sich schlagend andere Menschen verletzt und tötet.

Ein empfehlenswerter Roman mit sehr viel Feingefühl.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Detlef Knut [Profil]
veröffentlicht am 09. Juli 2021

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