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Guido Knopp: Kanzler: Die Mächtigen der Republik

Kanzler: Die Mächtigen der Republik

von Guido Knopp
Verlag: C. Bertelsmann [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-570-00645-1

Preis: 1,78 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Guido Knopp legt hier eine gute Erstinformation über die Kanzler der Bundesrepublik Deutschland von Adenauer bis Schröder vor. Die wichtigsten Stationen der Kanzler werden kompetent populärwissenschaftlich für den Laien dargestellt und gut und anschaulich erklärt. Der Leser bekommt einen Einblick in die großen Leistungen von Adenauer bis Kohl.
Leider ist das Buch stellenweise zu unkritisch. Adenauers zum Teil problematische Einstellung in puncto Demokratie (Spiegel-Affäre) wird zwar angesprochen, jedoch sehr stark relativiert. Kohl als Kanzler der Einheit gewürdigt. Hier fehlt zum Beispiel die wichtige Erkenntnis, die Zelikov/Rice geliefert haben, dass bereits bei dem Gipfeltreffen Bush-Gorbatchow im Mai 1990 der sowjetische Staatschef seinen Widerstand gegen eine Nato-Mitgliedschaft des geteilten Deutschlands fallengelassen hatte. Somit werden die Ergebnisse des Kaukasus-Gipfels meines Erachtens unterschätzt. Die Übergangskanzler Erhard und Kiesinger waren in der Tat nicht so bedeutend wie Adenauer, Brandt, Schmidt und Kohl. Korrekt arbeitet Knopp mit seinen Mitarbeitern heraus, dass Erhards Bedeutung in seiner Leistung als Wirtschaftsminister unter Adenauer als Schöpfer der sozialen Marktwirtschaft gelegen hat und nicht so sehr in seiner kurzen Amtszeit als Kanzler. Zu wenig kommt mir zum Tragen, dass Kiesinger als Chef einer großen Koalition, die bereits vor 1969 durch eine (potentielle) Mehrheit von SPD und FDP (1968 ersetzte Scheel in der FDP Mende als Parteichef) mehr oder minder gezwungen gewesen ist, den "Vermittler" zu spielen. Die - unbestreitbaren - Leistungen der großen Koalition (Stabilitätsgesetz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall) werden mir zu wenig gewürdigt. Ein zutreffendes Bild gibt Knopp meines Erachtens von den Leistungen Willy Brandts (Ostpolitik) und Helmut Schmidts (als Lotse), die Schwächen Kohls - insbesondere nach 1990 - werden allerdings nur sporadisch angesprochen. Bei Schröder stört mich insbesondere der Bezug auf sein Privatleben (Scheidungen etc.), die in einem seriösen Buch über Kanzlerschafte nichts zu suchen haben, ansonsten dürfte der derzeitige Kanzler als "Pragmatiker" korrekt beschrieben worden sein; für eine Einschätzung seiner historischen Leistungen und Bedeutung ist es sicherlich zu früh.

Gut ist das Literaturverzeichnis am Ende. Vergleichbar ist das Buch mit dem etwa zur selben Zeit erschienenen - allerdings stärker wissenschaftlich abgefassten - Buch von Baring und Schöllgen "Kanzler, Krisen, Koalitionen".
Fazit
Als Erstinformation brauchbar, wenn auch stellenweise zu unkritisch.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 28. April 2004

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