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Abby Fabiaschi: Für immer ist die längste Zeit

Für immer ist die längste Zeit

von Abby Fabiaschi
Verlag: S. Fischer [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-8105-2479-9

Preis: 14,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Frisch erzählt und geht zu Herz

Was macht man als Teenager, wenn die Mutter plötzlich gestorben ist und dann auch unter, vermeintlich, solchen Umständen? Was macht man als Mann, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man völlig überfordert vor der emotional heftig reagierenden Tochter? "…aber dann wären Dad und ich allein gewesen. Hier kann ich wenigstens betrunken sein!".

Aber vor allem, was macht man als verstorbene Mutter, die spürt, dass sie im "Zwischenreich" nicht endlos Zeit haben wird, die ihr wichtigen Dinge für ihre Lieben noch zu ordnen? Was für Madeline in allererster Linie heißt, ihrem Mann umgehend eine passende, neue Frau zu finden, die Eve nicht sofort aus dem Haus heraus grault. Und, nebenbei im Übrigen, auch das Dunkle um ihren eigenen Tod herum zu lichten und die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Denn, das ist Madeline klar, das geht gar nicht an, dass ihre Tochter Zeit ihres Lebens damit leben muss, dass ihre Mutter Selbstmord durch einen Sprung von einem Gebäude begangen hat. Ohne ersichtlichen äußeren Grund. Und so erzählt Fabiaschi eine Geschichte, die in Richtung "Ghost - Nachricht von Sam" geht in frischer Sprache, sehr flüssig zu lesen und mit anderen Vorzeichen und Zielen versehen neu und anders. Auf eine Weise, die Spaß macht, zu lesen und die in Teilen auch Kriminalanteile (gerade zum Ende hin) mit enthält.

Wie loker und leger Madeline dabei mit ihrem Tod umgeht, wie wenig auf die Tränendrüse gedrückt wird und wie empathisch sich Fabiaschi in die drei Personen der erzählenden Perspektiven hineinversetzt (abwechselnd wird von Madelins Versuchen, die Welt der Gegenstände (die sie nicht mehr berühren kann) zu manipulieren, von Eves traurig-stacheliger Art des Umgangs mit all dem (und all denen) und von Brads, des Ehemanns, ernsthaftem Versuch, irgendwie eine Lösung finden zu müssen ohne zugleich ständig in sich zusammenzubrechen vor Trauer.

Und dabei wird der Leser im Lauf der gesamten Geschichte angerührter Zeuge (sprachlich aber dabei immer mindestens einen Schritt weit weg von Kitsch und Tränen gehalten) der Entwicklungen der Personen. Das Madelin irgendwann in Ruhe loslassen kann, dass Eve zu sich findet und ihren Weg vor sich sehen wird und dass Brad, der Karriere-Mensch, das Zwischenmenschliche (samt vielleicht neuer Liebe) endlich zu würdigen weiß. Was auch an der neuen Nachhilfelehrerin liegen mag, die nicht ohne "Hintergrundarbeit" Madelins ins Haus kommen wird.
Fazit
Eine fesselnde und einfach schöne Lektüre.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. März 2018

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