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Katrin Seddig: Das Dorf

Das Dorf

von Katrin Seddig
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-7371-0029-8

Preis: 22,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Nachdem er die Schule abgebrochen hat, liegen vor dem 17-jährigen Maik langweilige, heiße Sommerwochen. Urlaub kann sich seine Mutter nicht leisten, und ihr ist es auch egal, wo sie ihre Keramiken töpfert. Notgedrungen freundet Maik sich mit Jenny an, der einzigen Person im Dorf, die nicht uralt auf ihn wirkt. Aus Maiks Sich wirkt Jenny höchst gewitzt. Weit davon entfernt, in sie verliebt zu sein, findet er Gefallen an einer fitten jüngeren Ersatzschwester.

Unter den besorgten Blicken einiger Erwachsener, weil ein fast erwachsener Mann mit einer Zwölfjährigen herumzieht, verbringen die beiden Jugendlichen einen aufregenden Sommer mit Touren auf Maiks Moped. Selbst Maik muss sich wundern, welche Freiheiten Jenny genießt. Von Maiks unentschlossener Art - er handelt weder wie ein Kind noch wie ein Erwachsener - fühlt sich Jenny zunächst überfordert. Sie erkennt, wie stark Maik darunter leidet, außer einem jüngeren Mädchen keine Freunde zu haben. In ihrer neuen Rolle als Maiks platonische Freundin fühlt Jenny sich plötzlich erwachsen und spricht auf Augenhöhe mit ihrer Mutter. Sie könnte sich wunderbar frei und toll fühlen, würde nur ihre Mutter nicht alles problematisieren, was im Dorf gerade passiert. Durch Mutters Worte blättert vom Glanz dieses wunderbaren Sommers in Freiheit gleich wieder etwas ab.

Die Wege der beiden Jugendlichen kreuzen die von Arno und Caren, der alten Ingetraut und das komplizierte Verhältnis zwischen Großbauer Helmut und seiner behinderten Tochter. Arno handelt mit Frauen und Autos und pflegt Kontakte zu mehr als verdächtigen Geschäftspartnern. Wenn sich Erwachsene wie Kinder verhalten, ist da etwas Gefährliches dran, stellt Jenny fest. Arno und seine Frau müssen ihren Traum vom idyllischen Landleben begraben, das inzwischen wie ein Sarg auf sie wirkt. Wenn ihre Kinder mit ihren iPads sowieso nur drin hocken, wird es vermutlich egal sein, wo die Familie lebt.

Die Freundschaft zwischen Maik und Jenny könnte wie der Stoff für einen Jugendroman wirken, lauerten nicht in beklemmend düsterer Atmosphäre die Probleme der Erwachsenen. Mit alten Dorflinden, Dorfteich, einem geschlossenen Lebensmittelladen und einer nicht besetzten Pfarrerstelle schafft Katrin Seddig das Setting für ein zeitgemäßes Dorf samt seinen Zuwanderern aus der Stadt und deren Illusionen vom Landleben. Neben der anrührenden Freundschaft der beiden Jugendlichen und dem Verhältnis zwischen Jenny und ihrer Mutter hat mich die Figur der vereinsamten Ingetraut stark beeindruckt, die ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte auf dem Buckel trägt, bis zurück zum Kriegsende und der Besetzung Norddeutschlands durch die Briten. Wenn Maik wie ein aus dem Krieg Heimgekehrter an Ingetrauts Tisch sitzt, hat er die richtige Person gewählt, die keine Anforderungen an ihn stellt.
Fazit
Ein gewitzter Dorfroman mit einem großem Vielleicht am Ende, in dem das Heranwachsen und das Wachsen von Selbstvertrauen eine entscheidende Rolle spielen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 18. August 2017

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