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Simone Hausladen: Ausgerechnet Heute!

Ausgerechnet Heute!

von Simone Hausladen
Verlag: swb-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-946686-24-8

Preis: aktuell keine Daten vorhanden
Eher flüssig verfasste Fall-Dokumentation denn "nur" Roman

Der vorangestellte Hinweis, ein Zitat des durch Freitod gestorbenen Fußball-Profis Robert Enke, gibt das Thema dieses "Roman-Falls" oder eher "Fall-Romans" der Psychotherapeutin Simone Hausladen vor. Ruhig, sachlich und umfassend erzählt sie darin die Geschichte Henry's. Der an genau dem Tag, an dem er im Buch erwacht, schon seit Längerem beschlossen hatte, aus dem Leben zu scheiden. Alles ist vorbereitet, alle Papiere akribisch geordnet, die Klienten, die er als Teil einer Kanzlei betreut bestens vorbereitet, sein Nachlass notariell geordnet, die Tabletten sind gesammelt, der Alkohol steht bereit.

"'Nein, ich habe nicht besonders gut geschlafen. Wieso fragst Du mich das eigentlich jeden Tag? Es ist doch immer das Gleiche', antwortete er nach zu langer Pause und gereizt."

Was Elisa, seine Frau, kaum mehr wirklich wundert, sie kennt es schon lange nicht anders. Dass aber ihr Henry seit Monaten, wenn nicht noch länger, in eine tiefe Depression rutscht. Wenn sein Kollege und Freund bei Elisa anfragen lässt, ob nicht ein Urlaub für Henry mal gut wäre. Und wenn dann noch an seinem letzten Tag jede Menge schiefgeht, er all seiner Habseligkeiten beraubt mehr und mehr in Zeitnot gerät und auch der Besuch bei seiner, als Kind verunglückten Schwester (und er fühlt sich sehr schuldig an diesem Umfall) im Pflegeheim weder Erleichterung noch Bestärkung seines Beschlusses bringt, dann geraten die Dinge doch noch einmal neu in Wallung.

Dinge, so erfährt der Leser im Verlauf der Lektüre, die ihre Gründe haben. Eine Disposition, die Henry seit Langem bereits begleitet und tiefer und tiefer herunterzieht. Ein Therapeut vielleicht? Ach geh! Henry war ja bei einem. Und wusste gleich, dass so etwas völlig sinnlos ist. Eine Aussprache mit Frau und Freunden? Henry redet nicht gerne, schon gar nicht über sich. Die Sorgen der anderen? Dringen seit Langem nicht mehr durch, wie auch das Verhältnis zu seinem Sohn, ausgezogen, auf eigenen Beinen stehend, nicht das Best eist. Und doch auch aus dieser Richtung noch etwas neu in den Raum treten lässt, was Henry an diesem gedacht letzten Tag ein um das andere Mal zum Denken und Handeln zwingt.

Was aber steht am Ende des Tages? Das ist die interessante Frage, die der Leser sich bei der Lektüre stellt. Eine Lektüre, die im Stil eher als sachlich, im Tonfall weithin ruhig beschreibend vonstattengeht. Zwar weiß der Leser natürlich, dass Henry und die Seinen starke Gefühle verspüren, dass eine bodenlose Leere sich bedrohlich aufgebaut hat, auch in den vielen, vielen Nächten ohne Schlaf. Aber sprachlich vermittelt wird diese drängende Lage kaum. So entsteht mehr und mehr der Eindruck, diesem Henry wie durch ein Schaufenster zwar interessiert, aber nicht unbedingt berührt bei seinen Vorbereitungen zuzuschauen. Was den Gesamteindruck unterstützt, dass hier fast eher eine sprachlich verbreiterte und flüssig erzählte Fall-Dokumentation vorliegt und weniger ein Roman mit emotionalen Höhen und Tiefen auch beim Leser.
Fazit
Wie eine solche Depression nun aber sich entwickelt, welche Symptome zu erkennen wären und wie ausweglos das im Betroffenen selber sich darstellt, dass vermittelt Hauslader akribisch und detailliert nachvollziehbar.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 07. Juni 2017

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