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Michael Angele: Der letzte Zeitungsleser

Der letzte Zeitungsleser

von Michael Angele
Verlag: Galiani [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-86971-128-7

Preis: 16,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Vom Niedergang einer Kulturform

Es wäre für Herausgeber und Redakteure sicherlich wunderbar, würde der größte Teil der Menschheit dem Autoren Thomas Bernhard zumindest in dessen Umgang mit dem Medium der gedruckten Zeitung Umgang pflegen.

Dann nämlich wäre von einer Krise der Printmedien nun wirklich keine Rede, wohl eher müssten die Auflagen deutlich erhöht werden.

"Die Welt war für ihn tragisch und komisch, sie war beides zugleich, und das meiste, was er von dieser Welt wusste, hatte er, natürlich, aus der Zeitung".

Wobei "Zeitungen" der korrekte Begriff wäre, denn sieben las er täglich und zudem all jene, die gerade für ihn interessantes bereithielten.

Wobei es in diesem schmalen, luftig verfassten Band weniger um die Informationsvermittlung konkreter Zeitungen geht, sondern um einen umfassenden Blick auf die Kultur des "Zeitungslesens". Was den Ort mit einbezieht (welch schöne, alte Welt der traditionellen Kaffeehäuser mit ihrer breiten Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften).

Ebenso, wie das Ritual des "Wochenendlesens" zu Wort kommt unter besonderer Betrachtung der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung, aber eben auch die Diskrepanz zwischen dem "Käseblatt", das von Montag bis Freitag Lektüre war und dem "Kulturschock" dann jeweils am Wochenende.

Auch das stimmt dann. "Ist eine Zeitung zu umfangreich, kann sie zur Belastung werden".

Und immer wieder dringt die kulturelle Veränderung der Gegenwart hindurch, die vielleicht tatsächlich irgendwann dazu führt, dass Zeitungen nur noch am und für das Wochenende gedruckt werden oder vielleicht sogar gar nicht mehr.

"Hier nun muss man konstatieren: Selbst ein Franz Xaver Kroetz liest Zeitung fast nur noch online". Wenn überhaupt, wenn nicht die Informationen häppchenweise aus allen Ecken der Portale zusammengetragen werden.

In der äußeren Form übrigens mag das Buch zunächst irritieren, ist es doch einspaltig mittig gedruckt und somit mit viel leerer Fläche auch versehen. Ordnet sich hier aber letztlich schlicht in die Spaltenform von Zeitungen ein. Subjektive Eindrücke, viele Gespräche, die am Rande mit einfließen, immer wieder der Hinweis auf Thomas Bernhard und im Gesamten doch, zumindest im hintergründigen Ton, ein "Schwanengesang" auf das Zeitungslesen und die Kultur desselben.
Fazit
Im Gesamten eine anregende, leicht zu lesende Lektüre, in welcher die Kraft der Zeitungen (zu ihrer Zeit) und die Veränderung dieser Kulturform treffend geschildert werden.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 24. August 2016

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