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Johannes Rogalla von Bieberstein: Jüdischer Bolschewismus: Mythos und Realität

Jüdischer Bolschewismus: Mythos und Realität

von Johannes Rogalla von Bieberstein
Verlag: Edition Antaios [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-935063-14-2

Preis: 12,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Voller Skepsis hatte ich gelesen, dass sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Hohmann, inzwischen wegen seiner Äußerungen aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen, in seiner in den "Blättern für deutsche und internationale Politik" 1/04 publizierten Rede, die zu seinem Ausschluss führte, auf das vorliegende Buch von Rogalla von Bieberstein bezog. Ich war skeptisch: sollten damit die nationalsozialistischen Untaten relativiert werden, wie es Professor Ernst Nolte im sogenannten Historiker-Streit vorgeworfen wurde, der das Vorwort zu diesem Buch geschrieben hat.
Glücklicherweise haben sich meine Befürchtungen nicht bewahrheitet. Rogalla von Bieberstein geht der Frage nach, warum so viele jüdische Intellektuelle sich der kommunistischen Ideologie anschlossen und die Gewalt der Kommunisten, die in diesem Buch, ähnlich wie in dem "Schwarzbuch des Kommunismus" detailliert nachgezeichnet wird, gebilligt haben (als Beispiele seien etwa Rosa Luxemburg, Georg Lukasz, Leo Trotzki, Felix Dzerschinski benannt). Detailliert vertritt der Autor, der seinen Lebensweg und seine Motivation für die vorliegende Studie genau beschreibt, in Anlehnung an Isaac B. Singer die These, es habe eine Art "Teufelskreis", eine Spirale der Angst gegeben. Die Juden, Außenseiter in der bürgerlichen Gesellschaft, hätten den Hass, der ihnen entgegenschlug, gespürt und sich linken Parteien verschrieben, die eine gewaltsame Änderung der bestehenden Gesellschaft, des bürgerlichen "Kapitalismus", erstrebt hätten. Der jüdische Chiliasmus und Messianismus habe ebenfalls zu dieser Wendung beigetragen. Dies wiederum führte auf der Seite des Bürgertums zu starkem Antisemitismus, der unter den Nationalsozialismus in Judenverfolgung und Holocaust ausgeartet sei. Diese These wird anhand zahlreicher Fußnoten, überwiegend von Sekundärliteratur, ausführlich begründet. Eine Kollektivschuldthese lehnt der Autor ab. Das Buch hat das Verdienst, den Antisemitismus vieler Kreise des Bürgertums erklärbar - nicht verständlich!!!! - zu machen. Außerdem bietet das Buch interessante Einblicke in die Geschichte des Kommunismus, die Verfolgungen Andersdenkender nach der Revolution 1917 bereits unter Lenin und die Geschichte der Verfolgungen - auch jüdischer - Kommunisten unter Stalin ab den 1930-ger Jahren. Die Grausamkeiten der kommunistischen Verfolgungen hat gerade wieder Alexander Jakowlew, der "Vater der Perestroika" in seinen kürzlich vorgelegten Memoiren bestätigt. Sie werden auch von Michail Voslensky in seinem Buch "Sterbliche Götter", dem "Schwarzbuch des Kommunismus" / hrsg. von St. Courtois und anderen und auch von Dimitri Wolkogonow in seinem Buch "Die sieben Führer" bestätigt.

Johannes Rogalla von Bieberstein hat ausdrücklich dargelegt, dass es ihm um Verstehen und Verständnis der Ursachen des Antisemitismus und nicht um Verharmlosung oder gar Aufrechnung mit diesem geht. Aber es bleibt richtig, dass ohne die russische Revolution von 1917 es nicht die Angst vor den Kommunisten im Bürgertum, insbesondere in Deutschland, gegeben hätte und es war die Angst vor der Machtübernahme durch die Kommunisten, die - stärker als der Antisemitismus, den Nationalsozialisten Wählermassen brachte, als nach Zusammenbruch des Krieges und Inflation der demokratische Staat von Weimar durch die Weltwirtschaftskrise stärker getroffen wurde als die anderen westeuropäischen Staaten. Insofern ist der Nationalsozialismus als Bewegung ohne den Kommunismus und die russische Revolution nicht vorstellbar. Dass Hass und Intoleranz im "Jahrhundert der Ideologien" (Karl-Dietrich Bracher) zu Gewalt und Gegengewalt führten, dies ist die Lehre des fürchterlichen 20. Jahrhunderts. Zur Klärung einer dieser Fragen, der Attraktivität des Kommunismus für zahlreiche jüdische Intellektuelle, trägt Johanna von Biebersteins Buch bei, wenn dessen Thesen insgesamt auch nicht neu sind, sondern schon von Sonja Margolina oder Richard Pipes vorgetragen und belegt worden sind.
Fazit
Ein Tabuthema der neueren europäischen Geschichte wird hier jedoch - gut mit Fußnoten und Quellen belegt - in ihrer Gesamtheit nicht nur dargestellt, sondern auch erklärt. Insofern trägt Rogalla von Bieberstein zum Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts bei.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 10. Februar 2004

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