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Kirsten Fuchs: Mädchenmeute

Mädchenmeute

von Kirsten Fuchs
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-87134-764-1

Preis: 7,51 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Inken, die Betreuerin des Survival-Camps "Wilde Mädchen", wirkte nicht gerade kompetent. Aber Charlottes Eltern hatten den Aufenthalt auf dem Gelände eines ehemaligen Pionierlagers im Voraus bezahlt und so gab es kein Zurück mehr. Acht Teilnehmerinnen aus der Stadt, für die der Wald bisher eine fremde Welt war, hatten sich verpflichtet, ihr Mobiltelefon abzuliefern und sich Inkens Anweisungen zu beugen. Als die auf Charlotte recht sonderbar wirkende Betreuerin einfach verschwindet, kommt Anuschka auf eine zündende Idee. Niemand wird die Mädchen in den nächsten zwei Wochen vermissen, so dass sie ein einziges Mal tun und lassen könnten, was sie wollten. Anuschka kennt von ihrem Großvater einen aufgegebenen und von außen überwucherten Tunnel eines Bergwerksschachts, in dessen Nähe die Mädchen kurzerhand ihren Abenteuerurlaub verlegen wollen.

Während man sich als Leser noch fragt, wer das soziale Experiment aus der Ferne wohl beobachten und auswerten wird, machen die nun sieben Mädchen sich auf den Weg ins Erzgebirge. Wie Charlotte ist jede der Teilnehmerinnen im bürgerlichen Leben Außenseiterin, ob Kindskopf, Tussi oder mit den falschen Eltern gebrandmarkt wie Charlotte. Was ist von einem Mädchen namens Freigunda zu erwarten, das mit fünf Brüdern aufwächst und dessen Eltern ihren Lebensunterhalt auf Mittelalter-Märkten verdienen? Freigunda spricht exakt so wie ich es von jemand erwarte, der sich mittelalterlich gewandet. Kinder wie Freigunda kommen nicht in die Pubertät, stellt sich Charlotte vor.

"Nirgends [war] ein Elternteil oder eine Lehrerin in Sicht, die man scheiße finden konnte." (S. 125) Die Mädchen merken sehr schnell, wie viel Mühe es allein kostet, täglich Nahrung zu beschaffen, zuzubereiten und selbst am Leben zu bleiben. Die Führung der Gruppe übernimmt Bea. Sie macht die Regeln, sorgt für sozialen Frieden; Bea weiß immer, wer sich in einer unheimlichen Situation fürchten wird. Bea verblüfft die anderen, weil sie Autofahren und Kartenlesen kann. Zum Zauber des Waldes und der Dunkelheit kommt als neue Erfahrung die Fürsorge der Mädchen für ein paar ältere Hunde aus dem Hundetransporter, den sie geklaut haben. Schon bald müssen sie sich mit dem Medienecho befassen, das ihr Verschwinden erzeugt und Fans der "Mädchenmeute" kreiert.

Gezickt wird in Beas Truppe selten. Die Individualität ihrer Persönlichkeiten, die die Mädchen zuhause auf dem Schulhof zum Gespött werden ließ, zeigt sich beim Abenteuer beim aufgelassenen Bergwerkstunnel als unerwartete Stärke. Jede bringt eigenwillige Ideen ein und umsorgt auf ihre Art die Gefährtinnen und die Hunde. Kirsten Fuchs‘ Icherzählerin gibt so manche Redensart zum Ausdrucken und Einrahmen von sich, wie das "silbernes Klohäuschen, bei dem man nicht wusste, wann es wieder zurück zum Mond fliegen würde."
Fazit
Für eine bisher von Jungen noch ungeküsste Fünfzehnjährige wirkt Charlotte ungewöhnlich reif, ihre Sprache fantasievoll und voller Wortwitz. "Die Mädchenmeute" erscheint bei Rowohlt Berlin im normalen Programm - nichts spricht dagegen, dass der Roman von deren Überleben im Wald bereits von Jugendlichen in Charlottes Alter gelesen wird.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 31. Januar 2015

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