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Andy Mulligan: Der zweite Kopf des Richard Westlake

Der zweite Kopf des Richard Westlake

von Andy Mulligan
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-499-21679-4

Preis: 1,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Richard Westlake wird plötzlich so schwer krank, dass Hausarzt und Ärzte im Krankenhaus besorgt reagieren. Der Umgang der Mediziner mit Richards Eltern lässt zu wünschen übrig; denn niemand teilt ihnen eine Diagnose mit. Der Eindruck könnte entstehen, dass Richard um jeden Preis eine psychische Erkrankung angedichtet werden soll. Deutlich sichtbar wächst Richard ein zweiter Kopf; eine Art zynischer, ungehobelter Quasimodo, der auf Richards Schulter hockt und sich nach Kräften daneben benimmt. Rikki nennt sich der unerwünschte siamesische Zwilling, motzt gegen Schuluniformen, Lehrer, Eltern und speziell über den Umgang der Westlakes mit dem Tod des Großvaters. Richards bizarre Behinderung folgte direkt auf den Tod seines Großvaters, an dem der Junge sich schuldig fühlt. Mit Rikkis dreistem Auftreten in der Schule scheint nun Richards Traum vom Stipendium für eine weiterführende Schule zu Ende geträumt zu sein. Praktische Fragen müssen geklärt werden. Darf ein Schüler mit zwei Köpfen an Fußballturnieren teilnehmen oder ist Richards sonderbarer Auswuchs eine unerlaubte Behinderung der gegnerischen Mannschaft? Auch sprachlich ist die Angelegenheit höchst interessant. Richards Eltern haben ein Kind und lieben beide (Köpfe).

In der Schule lungert neuerdings Dr. Warren herum, ein dubioser Neurowissenschaftler, der Versuche mit Kindern und Affen macht und der in der Manier eines Kinderhändlers psychisch auffällige Schüler einkassiert. Außer Richard gibt es weitere Schüler, auf die Warren begehrliche Blicke richtet. Der Forscher agiert wie eine vierte Macht im Staat und hebelt die Rechte von Kindern und Eltern kaltschnäuzig aus. Während Richard sich wie gewohnt brav anpasst, vermasselt Rikki die Dinge mal wieder, indem er Dr. Warrens Beiträge beim Namen nennt - unerträgliches Gequatsche. Mit dem überraschenden Ausgang eines Überlebensbiwaks nimmt die Geschichte schließlich ein verblüffendes Ende und schließt den Bogen zu Richards Trauer um seinen Granddad.
Fazit
Richards anarchistisches zweites Ich verursacht groteske und für den Jungen peinliche Situationen. Mit einem Neurochirurgen in der Rolle des Schurken verarbeitet Mulligan die Themen Tod und Trauer höchst originell. Die Sprache der beteiligten Figuren gibt tiefen Einblick in ihre emotionale Lage. Ob ein Krankenwärter oder ein Pfleger aktiv wird, sagt z. B. viel über die Gefühlslage einer Figur oder die Sicht des Erzählers aus. Autor und Übersetzer hätten aus der Geschichte sehr viel mehr herausholen können, wenn sie sich der Macht der Wörter bewusster gewesen wären.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 04. Oktober 2014

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