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Stephanie Fey: Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

von Stephanie Fey
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-453-43586-5

Preis: 4,77 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Gelungenes Debüt mit Luft nach oben

Carina Kyreleis hat es nicht einfach momentan. Mehrere offene Baustellen wirbeln ihren Alltag ganz schön durcheinander, in dem sie gerade aus Mexiko wieder in ihre Heimat München zurückgekehrt ist. Eine Rückkehr, bei der ihr ihr Ruf als "Gesichtsrekonstrukteurin" vorauseilt, da sie in Mexiko einen aufsehen erregenden Fall mit diesen, ihren speziellen Fähigkeiten als Rechtsmedizinerin, mit aufklären konnte.

Nun aber steht sie in München, um ihre neue Stelle anzutreten. Ihre chaotische Schwester, die grundlegend immer nur mit dem beschäftigt ist, was ihr gerade wichtig erscheint, hat den Schlüssel zur neuen Wohnung verschlampt. Ihr allseits und immer kontrollierender Vater, Kriminalkommissar nebenbei, beginnt schon wieder, sich in ihr Leben einzumischen (nicht zuletzt, wie sie erfahren wird, was ihre neue Stelle in der Pathologien angeht). Ihr Ex-Freund meldet sich umgehend, den Carina nicht sonderlich gerne wiedersehen möchte. Ihr Neffe, der Sohn ihrer Schwester, läuft ein wenig aus dem Ruder und zu allem Berg an Anforderungen tritt ein Mord hinzu. Und ein versuchter Mord. Oder ein versuchter Selbstmord. So genau ist das alles zunächst nicht zu unterscheiden. Umgehend aber befindet sich Carina inmitten der Ermittlungen, da ihr Vater sie zu allen Ereignissen hinzuzieht. Ganz nebenbei geht sie natürlich auch noch ihrer eigentlichen Arbeit nach. Bei dem geschehenen Mord ist das Gesicht der Leiche abgezogen worden und der Schädel bis zur Unkenntlichkeit verwest und bedarf ihrer besonderer Fähigkeiten, um der Identität des Opfers auf die Spur zu kommen. Beim zweiten Vorfall überlebt zwar das weibliche Opfer, aber auch hier wurde das gesamte Gesicht chirurgisch entfernt. Intensiv wendet sich Carina, hier und da auch ungewollt, den kriminalistischen Ermittlungen in beiden Fällen mit zu.

In einem zweiten Erzählstrang baut Stephanie Fey geschickt einen zweiten Fall auf. Die Umstände um den Mord an Alfred Herrhausen werden dort anhand einer Sekretärin im Staatsdienst näher beleuchtet, Einer Frau, die auf einen "Romeo" hereinfiel, einen durch die ehemalige DDR speziell geschulten Agenten, dessen Aufgabe es war, Frauen in geheimnisnahen Positionen zum umgaren und als Informantin zu gewinnen.

Zunächst erscheinen beide Stränge des Buches völlig getrennt voneinander zu verlaufen, außer das eine Frau sich vertrauensvoll an Carina Kyreis wendet, um den vermeintlichen Tod ihrer Schwester noch einmal untersuchen zu lassen. Ihrer Schwester, die just jene Sekretärin war, welche als Informantin für ihren Romeo "Felix" angeworben worden war.

Viele lose Fäden gilt es also, im Buch miteinander zu verknüpfen, denn, wie sich am Ende der Geschichte herausstellen wird, gibt es eine ganze Reihe von Querverbindungen zwischen den Ereignissen. Verbindungen, die auch in die Vergangenheit von Carinas Vater mit hineinreichen werden.

Lebensnahe Charaktere entwirft Stephanie Fey in einer durchaus interessanten und erst langsam zu durchschauenden Geschichte. Sowohl die familiären Verbindungen, Abgrenzungen und Annäherungen lassen dabei die Protagonisten nahe kommen, wie auch die Gefahren, die im Lauf der Zeit sich entwickeln werden durchaus den Leser fesseln. Die Beschreibung der Rekonstruktionsarbeit einerseits, das Vorgehen und, vor allem, das Motiv des "Gesichtssammlers" andererseits liegen überzeugend vor und sind sprachlich und inhaltlich gut umgesetzt und eingebaut.

Einige Auflösungen im Buch, einige plötzlich entstehende Klarheiten aber wirken doch unrealistisch weit hergeholt. So klein ist z.B. München nicht, dass der "Gesichtssammler" schon fast zu Beginn des Buches zu den Fenstern der neuen Wohnung Carinas hinaufschaut. Auch die ein oder andere "zufällige" Begegnung, die zur Lösung des Falls führen wird, wirkt hier und da arg konstruiert. Die sich anbahnenden Liebesgeschichte bleibt (zumindest in diesem Buch) unausgearbeitet lose im Raume stehen.
Fazit
Im Gesamten aber ein gut zu lesender deutscher Thriller, der als Debüt nicht nur der Autorin, sondern auch der Figur der Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis und ihrer Familie Lust auf Fortsetzungen macht.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 07. November 2011

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