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Jenny Downham: Ich gegen Dich

Ich gegen Dich

von Jenny Downham
Verlag: carl's books [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-570-58503-0

Preis: 14,90 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Liebe und Verbrechen

Nicht nur die beiden Hauptpersonen des Buches stehen zu Zeiten "gegeneinander", auch einige andere, kontroverse Reibungsflächen entstehen im Lauf der Geschichte.

Sei es Toms Mutter, die irgendwann feststellt, dass ihre Tochter Ellie ebenfalls ihr Kind ist und in all deren Zweifel mütterlichen Rückhalt braucht, ein Rückhalt, der die Mutter in Konfrontation mit ihrem Mann und ihrem Sohn bringen wird. Seien es die Verhältnisse an sich, die kontrovers, leider ein wenig zu stereotyp, gegeneinander gestellt werden. Hier die Familie der englischen Upper Class mit hohem Einkommen und gesellschaftlichen Verbindungen, dort der soziale Brennpunkt mit der alkoholabhängigen Mutter, der schon tüchtig trinkenden und äußerst aufreizend sich kleidenden Karyn (das Opfer), der kleinen Schwester Holly, die droht, unter die Räder zu kommen und eben Mikey, dem ältesten Sohn und großen Bruder, der sich dem Schutz der kleinen Familie verpflichtet fühlt und damit die bis dato einzige Chance auf eine geregelte Ausbildung aufs Spiel setzt.

Kontroverse Konstellationen, die das Buch im großen wie im Kleinen durchziehen, das heikle Thema der Vergewaltigung aufnehmen, im Kern aber durchaus auch eine Abwandlung des alten Romeo und Julia Themas widerspiegeln (ohne dessen dramaturgische Güte zu erreichen).

Karyn, 15 Jahre alt, wurde von Tom vergewaltigt. In einer Situation völliger Trunkenheit und nachdem sich jene Karyn intensiv an Tom herangemacht hatte aus jugendlicher Schwärmerei. Klar, dass Toms Familie alles daran setzt, den Beweis anzutreten, dass dies niemals passiert ist. Eine Konstellation, die Ellie, die jüngere Schwester Toms, zu zerreißen droht. Denn sie ist die einzige Augenzeugin und sie hat wesentlich mehr gesehen, als sie bei den ersten Vernehmungen zu Protokoll gibt. Eine Zerreißprobe, die noch intensiver sich verdichtet, als sie sich unbekannterweise in Mikey verliebt. Der sich auf Toms Rückkehrparty aus dem Gefängnis eingeschlichen hat, um seine Rache an Tom zu nehmen und die Verteidigung der Ehre seiner Schwester mit seinem besten Freund zusammen auf den Weg zu bringen. Mikey, der von Ellie ebenfalls nicht unbeeindruckt bleiben wird.

So nehmen die Irrungen und Wirrungen, vor allem aber die inneren Kämpfe und Entwicklungen ihren Lauf. Solidarität mit der Familie oder der Wahrheit den Vorrang geben? Einander vertrauen oder an den vielfältigen Gründen zum Misstrauen scheitern?
Eine Geschichte, die Jenny Downham vor allem in der Zeichnung und Entwicklung ihrer Figuren bis in die Nebenfiguren hinein intensiv umzusetzen versteht. Mutter und Vater von Tom, Tom selbst, Mikey, der hin- und her gerissene große Bruder, Karyn, die sich seit dem Geschehen verkriecht, Ellie, die weiß, was geschehen ist und ihren Bruder liebt, doch zu Mikey ebenfalls intensive Gefühle entfaltet, alle Figuren werden greifbar dargestellt, die inneren Überlegungen und Zwänge, die langsame Veränderung der Haltungen, dies ist es, was dem Buch einerseits eine innere Spannung und Qualität gibt.
Die Geschichte selber allerdings ist zum einen nicht sonderlich mitreißend angelegt, so, als würden die äußeren Ereignisse nur den Rahmen für die Personen bilden und selber keine allzu große Rolle spielen.
Fazit
Im Gesamten plätschert das Buch etwas vor sich hin, baut nur an wenigen Orten eine innere Spannung auf und ergibt so wenig innere Beteiligung des Leser an den Abläufen selbst. Auch die Milieus sind ein wenig zu stereotyp dargestellt (das mehrmalige Verschwinden von Mikeys und Karyns Mutter ohne Rücksicht auf die Not der Kinder wirkt doch etwas überstrapaziert). Intensiv aber gestaltet in der Darstellung der Innenwelt der handelnden Personen und der inneren Entwicklung, die dem Leser ein Verständnis nicht nur für die Opfer des Geschehens, sondern auch für die Täter und deren Familie vermitteln. In dieser Hinsicht lohnt die Lektüre durchaus.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 25. August 2011

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