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Andrew O'Hagen: Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe

Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe

von Andrew O'Hagen
Verlag: S. Fischer [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-10-054022-5

Preis: 2,50 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Filmgötter und Lebensklugheit

Mafia Honey ist sein voller Name. Kurz aufgewachsen in Charleston, Sussex, in einer Familie sich durchaus zuwendender Menschen und eines Hausmädchens namens Mrs. Higgins.

Der vorhergehende Wurf, das waren die Schlauen, keine Frage. Aber dieser hier mitsamt dem "Malteser", mit dem sich Mrs. Higgins zu Beginn des Buches intensiver beschäftigt, dass sind die Charmanten. Schön und charmant. Gute Voraussetzungen für den weiteren Lebensweg des kleinen "Maltesers", denn kein geringerer als "The Voice" Sinatra wird diesen Hund der strahlendsten Filmgöttin jener Tage, Marilyn Monroe, zum Geschenk machen. Keine geringere als Natalie Wood's Mutter reist nach England, um den kleinen Hund wohlbehalten in die neue Heimat zu bringen. Übrigens, wie Sinatras Assistentin betonen wird, "das einzig nützliche Geschenk, dass Frank je gemacht hat".

Schon diese ersten Namen zeigen, dass in diesem Buch die "goldene Ära" Hollywoods zum Leben erweckt werden wird. Und die Charakterisierung durch seine Assistentin zeigt (und das im Verlauf des Buches nicht nur, was Sinatra angeht), dass O'Hagen seine Sicht von der Innenseite her, nicht von der fast heiligen Betrachtung von außen her entwickelt. Maf nun wird seinen Weg auf vier Beinen innerhalb dieser illustren Gesellschaft verbringen und zugleich seine Zuneigung zum "einfachen" Volk nicht hinten anstellen

Und durchaus schlau ist er zudem, da hat sich Mrs. Higgins vielleicht ein wenig getäuscht. Bodenständig klug, könnte man sagen, denn in all dem Getümmel Hollywoods jener alten, großen Tage macht sich Maf seine Gedanken. Treffsicher fasst er das Leben in kurze Sätze zusammen, ebenso treffsicher kann sich der Leser auf seine Menschenkenntnis verlassen, denn die Vielzahl der Personen und Persönlichkeiten, die im Buch bei der Monroe ein und ausgehen wird von ihm aufmerksam betrachtet und präzise in ihrem Wesen erfasst. Denn das, ist, so sagt es Maf nicht ohne Überheblichkeit, das größte Talent des Hundes. Dass er die wahren Gedanken jener erspürt und behält, auf die er trifft.

Intensiv recherchiert und wunderbar formuliert lässt Andrew O'Hagen mit den Erlebnissen und Einsichten von Maf, dem Hund, nichts weniger zu Worte kommen als den Mythos des "american dream". Zu einer Zeit, in der Stars noch wirklich unerreichbare, glänzende Sterne am Himmel waren und die nackte Realität vom Betrachter gar nicht gewusst werden wollte.

Natürlich ist, neben Maf, Marilyn die eigentliche Hauptfigur. Auf Schritt und Tritt begleitet der Hund den Star, selbst im Friseursalon, in dem Kenneth absolutes Hundeverbot ausgesprochen hat, nachdem sein geliebter Hund und Wegbegleiter durch einen Unfall um sein Hundeleben kam, ist Maf die einzige Ausnahme. Für Marilyn Monroe tut jeder alles. Nur nicht das Eigentliche. Denn O'Hagen spinnt in seinem Buch nicht alte und bekannte Geschichtchen durch die Seiten, sondern entfaltet das Bild einer ganzen Epoche in der Person Marilyn Monroes.

Anhand ihres Versuches, das eigene Image zu ändern, als ernsthafte Schauspielerin und Person gesehen zu werden statt nur als das begehrenswerte Blondchen, erlebt Maf mit dem Leser mit, wie abwehrend und chauvinistisch das Umfeld mitsamt Arthur Miller (dem "sozialistischen" Schriftsteller, der für sich selbst allerdings das Geld überaus liebte, wie Marilyn freimütig erzählt) auf solch Versuche eines eigenen Weges reagiert. Marilyn ist für jeden eben eine konkrete Illusion und hat das gefälligst auch zu bleiben. Bis sie daran zerbricht.
Fazit
Altklug, überheblich, treffsicher, beständig kommentierend und mit klarer, eigener Meinung, so schickt O'Hagen seinen vierbeinigen Protagonisten ins Rennen und versteht es doch, an den entscheidenden Stellen leise und sensibel aufzuzeigen, dass die Fassade eines Menschen nicht das Leben ausmachen kann. Voller Humor, aber auch mit Drama, gelingt ihm so eine Entzauberung der "alten Welt" des Starrummels und ein Verweis auf die Notwendigkeit, den ganz eigenen Weg wirklich zu gehen und sich nicht in der eigenen Fassade festhalten zu lassen. So, wie Maf ihn durchaus geht. Ein ganz wunderbares Buch.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 20. Mai 2011

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