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Martin Suter: Der letzte Weynfeldt

Der letzte Weynfeldt

von Martin Suter
Verlag: Diogenes Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-257-23933-1

Preis: 14,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Adrian Weynfeldt ist der letzte Weynfeldt und lebt ein sorgenfreies und lediges Leben. Er unterhält freundschaftliche Beziehungen zu den unterschiedlichsten Leuten, keiner von ihnen ist in seinem Alter. Seine Eltern sind spät Eltern geworden, so dass die Kinder derer Freunde, die Adrians Freunde wurde, Jahrzehnte älter waren oder Jahrzehnte jünger waren. In beiden Gruppen steht er hervor. Währen die alten nicht wirklich was von ihm wollen, außer seine Gesellschaft, verfolgen die Teilnehmer seines Donnerstagtisches immer ein unausgesprochenes Ziel. Adrian hat so viel Geld, dass er gerne andere (weniger erfolgreiche) ohne Konditionen unterstützt und das auch wiederholt tut, auch wenn sich kein Erfolg einstellen wird- wovon Adrian meistens ausgeht, aber ihm fehlt das Geld nicht und den anderen hilfts.
Adrian arbeitet bei Murphy’s und ist auch privat ein Kunst-Liebhaber, seine Wohnung ist mehr ein Museum als ein Heim. Ein Hochsicherheits-Museum.
Adrian führt ein unspektatkuläres und regelmäßiges Leben, alles hat seine Zeit und seinen Platz. Er hat 7 verschiedene Pyjamas und steht auf Kriegsfuß mit der modernen Technik, selbst ein Oma-Handy überfordert den Dr. der Kunst.
Eines Tages lernt er Lorena kennen, die sich von seinem Balkon aus fast das Leben genommen hätten. Von da an rettet er sie immer wieder aus irgendeiner misslichen Lage. Sie ist das komplette Gegenteil von ihm, arm, ziellos und lebensmüde.
Ein alter Bekannter Weynfeldts, Bair, möchte, dass er einen Vallotton ( Femme nue devant une salamandre, am Buch abgebildet) verkauft, da er in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Adrian entdeckt wenig später, dass es eine Fälschung ist, und das der Fälsche zur Donnerstagsrunde gehört. Bair hat eine Kopie herstellen lassen, die statt des Originals versteigert werden soll. Adrian will nicht darauf eingehen, aber mit Lorena ändert sich alles. Sein Alltag ist kein Alltag mehr, seine Entscheidungen folgen nicht den Gesetzen, denen sie sonst gefolgt sind.
Als er das Werk schließlich erfolgreich versteigert hat, wird er erpresst. Jemand meint zu wissen, dass Adrian eine Fälschung verkauft hat.
Aber die Figur Adrian ist keine schwache und naive Persönlichkeit. Er weiß stets, wo er steht und er behält stets die Oberhand und lässt das Gegenüber glauben, es wäre andersrum. Er beherrscht die Kunst des Understatements in Perfektion, nie protzt er mit seinem Reichtum und trotzdem fühlen sich alle in seiner Umgebung gedemütigt, wenn er ihnen ihre bedingungslose Hilfe anbietet.
Weynfeldt hat mir als Leser sehr gut gefallen. Ein sympathischer Mid-50er, der trotz seiner Bekannten stets ein Einzelgänger bleibt; der Abstand hält zu Frauen, seit dem Daphne ihn verlassen hat und dann umgekommen ist. Er ist intelligent, zurückhaltend und hilfsbereit. Sein unermesslicher Reichtum steht dem Leser ständig vor Augen, die große Wohnung, die komplett neu durchgestylt wurde, nachdem seine Mutter verstorben war, die Haushälterin, die Adrian sich ihr zuliebe hält und ihn mit den tollsten Gaumengenüssen zubereitet (wenn es nach ihm ginge, würde auch ein Rührei seinen Sinn erfüllen, aber es würde Frau Hausers Ehrgefühle verletzten einem Weynfeldt nur ein Rührei zuzubereiten) und seine Assistentin, die in ihm einen guten aber hoffnungslosen lernunfähigen Chef findet und seine Defizite ausmerzt.
"Der letzte Weynfeldt" liest sich flüssig und ist spannend, aber ohne aufregend zu sein, es ist gemäßigt, aber man spürt die Macht des Geldes und der allzeit gegenwertigen Kunst und Adrias Leidenschaft für die Kunst. Wo er geht und steht begleitet ihn Kunst. Jeder Sessel ist ein Designerstück Schweizer Möbelkunst.
Fazit
Das Buch ist eine kleine Liebeserklärung an die Kunst und an gutes Essen.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra [Profil]
veröffentlicht am 13. Oktober 2009

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