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Theodor Fontane: Unwiederbringlich

Unwiederbringlich

von Theodor Fontane
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-423-13049-3

Preis: 1,82 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Schon der Titel lässt Unschönes vermuten. Von Anfang an ist zu spüren, dass diese Geschichte, auch ohne Vorwissen, in einer Tragödie enden wird.
Das Ehepaar Holk und Christine könnten unterschiedlicher nicht sein. Er ist ein Lebemann, nimmt vieles locker und teilt nicht die strengen christlichen Ansichten seiner stets in Besorgnis umgehenden Christine. Die Liebe zu Holk, die Christine empfindet, kommt gegen ihr Bedürfnisse immer das richtige zu tun und nie unbedacht zu handeln nicht an. Sie erkennt, dass sie auseinander driften.
Als Holks Abberufung nach Kopenhagen kommt, wo er als Kammerherr eingestellt ist, erhoffen sich beide einen Aufschwung, wie er sich oft bei seinem Fernbleiben eingestellt hat. Aber nicht diesmal. Die Briefe sind kalt und voller Sticheleien. Sie fühlt sich verletzt, natürlich zeigt sie das nicht, von seinen Erzählungen über weibliche Bekanntschaften, dazu gehört die Tochter seiner Vermieterin und Ebba, eine Begleitung der Prinzessin. Kaum dass Holk in Kopenhagen ist, fühlt er sich von der ewigen Bedrücktheit, die er in letzter Zeit gefühlt hat, befreit, da hat er die verhängnisvolle Bekanntschaft mit Ebba noch nicht gemacht.
In Ebba sieht Holk alles, was seine Frau nicht ist. Seine Frau ist die perfekteste und korrekteste Frau, die man sich vorstellen kann, sie weiß über alles Bescheid und tut stets nur das Richtige. Sie ist kein Freund überschwänglicher Gefühle und zudem sehr gläubig. Ebba ist das alles nicht, sie ist draufgängerisch, keck und unbedarft. Dass sie nur ein bedeutungsloses Spiel mit Holk treibt, um sich die Langeweile zu vertreiben, das begreift Holk erst zu spät. Er hat sich schon in einer glücklichen Beziehung mit ihr gesehen. Er bricht mit Christine, bzw sie bricht mit ihm, weil sie ahnt, was er will.
Über ein Jahr dauert es bis Holk und Christine sich annähern und einen Neuanfang beginnen, aber auch das gelingt nicht. Es gibt zwar keine Sticheleien mehr, aber auch sonst nichts. Christine ist reserviert, geistig abwesend und kümmert sich wenig um Holk.
Dass Christine sich dann das Leben nimmt, mutet merkwürdig an und trotzt ihrem Glauben, aber es ist nur zu verständlich, dass sie als verletzte Frau keinen anderen Ausweg findet. Sie kann Holk nicht verzeihen, auch wenn er so tut, als ob nie was gewesen ist. Er ist doch nur zurückgekehrt, weil die andere ihn verlachte und davon schickte.
Die Figur Holk erschien mir anfangs sympathisch, man bedauert den armen ungeliebten Ehemann, der keinen Spaß mit seiner Frau treiben kann, weil sie keinen Humor hat. Aber dann entartet er immer mehr zur Lachfigur. Er verzehrt sich nach einer jungen Frau, die nie was ernst gemeint hat, sieht in ihr die erfüllende Liebe und am Ende steht ohne irgendwas dar. Nach monatelangem Umherirren darf er zurück nach Hause.
Christine ist eine immer starke Frau, nie erlebt der Leser sie in einem schwachen Moment, auch nicht, als sie über ihre Liebe zu Holk erzählt, bewahrt sie ihren Stolz. So auch Ebba, sie ist eine starke Frau, die tut was sie will und Männer als Spielzeuge nimmt.
Anfangs erinnerte mich "Unwiederbringlich" an "Die Wahlverwandtschaften", aber es ist weit tragischer.

Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra [Profil]
veröffentlicht am 21. August 2009

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