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Dmitry Glukhovsky: Metro 2033

Metro 2033

von Dmitry Glukhovsky
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Science Fiction
ISBN-13 978-3-453-53298-4

Preis: 5,36 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Im Jahr 2008, also heute, jetzt, zerstörte ein Krieg das Leben auf der Erde, die Welt liegt in Schutt und Asche und nur sehr wenige Menschen konnten sich retten, weil sie sich wie die Ratten in tiefere Schichten der Erde, Bergwerke, U-Bahnstationen und ähnliches, verkrochen. Das heisst meine geneigten Leserinnen und Leser, wenn wir Glück haben, wird in den nächsten Wochen der Krieg nicht ausbrechen und der Autor Dmitry Glukhovsky mit seiner negativen Gesellschaftsbeschreibung voll daneben liegen. Er geht jedoch erst einmal davon aus und siedelt seine Erzählung in fünfundzwanzig Jahren an, örtlich in Russland und der Metro von Moskau. Es ist, wie der Buchtitel bereits verrät, das Jahr 2033. In den weitverzweigten Tunnelsystemen der Moskauer Metro, Verkehrszentrum und Luftschutzbunker zugleich, konnten sich Menschen der unterschiedlichsten Herkunft retten und zu neuen Lebensgemeinschaften zusammen finden. Die Gemeinschaften geben dabei gleichzeitig einen Querschnitt der Gesellschaftsschichten wieder, die heute in Russland offen oder versteckt zu Tage treten. Ähnlich wie in den Katastrophenromanen der frühen sechziger und siebziger Jahre, im Angesicht des Kalten Krieges, ist die Oberflächenwelt verseucht und für den Normalbürger unzugänglich gemacht worden. Das Verbotene reizt jedoch immer wieder und so ist es nicht verwunderlich, wenn wir dem knapp zwanzigjährigen Artjom in der Erzählung begegnen und ihm eine zeitlang folgen.
Artjom gehört zu den Männern, die abwechselnd im Metro-Schienennetz Wache schieben um sich vor des Menschen grössten Feinden, den Ratten und den mutierenden Wesen von der Oberfläche zu schützen. Normalerweise hat niemand der Menschen das Bedürfnis genau die Welt aufzusuchen, woher die Schwarzen, wie sie genannt werden, kommen. Aber Artjom hatte einmal, noch dazu verbotenerweise des Nachts, eine Ausblick wagen können und den Sternenhimmel gesehen. Seither schmiedet er Pläne, wie er erneut an die Oberfläche gelangen kann. Dabei sind Artjom und seine Freunde daran schuldig, warum die Schwarzen nach unten kommen. Vor einigen Jahren schafften sie es, bis zu den Schotten zu gelangen, die die Unterwelt von der Oberwelt trennten. Es gelang ihnen die Tore zu öffnen und einen Blick auf die zerstörte Oberfläche zu werfen. Und den Nachthimmel mit seinen vielen Sternen. Als sie sich auf einen überhasteten Rückweg machten, liessen sie jedoch die Tore offen.
Artjom und seine Kumpels tragen schwer an ihrer Last der Schuld und dem schlechten Gewissen. Als Wachtposten bei Meter 450 hat er viel Zeit zum nachdenken. Bislang hat niemand der Beteiligten ein Sterbenswörtchen über diesen Ausflug gesagt. Erst als Hunter, ein Reisender innerhalb der Metrostationen erscheint, wagt es Artjom eine Art Beichte abzulegen. Hunter hat sich selbst als Makrophage bezeichnet, einen Jäger im Organismus Metro, immer auf der Suche nach Feinden der Menschen, eben wie eine Makrophage im menschlichen Körper. Hunter versteht den Jungen und seine damalige Neugier. Er setzt es sich zur Aufgabe, los zu marschieren und die Tore zu schliessen. Artjom hingegen soll ihm versprechen zwei Tage auf ihn zu warten. Erscheint er dann nicht wieder soll er sich auf den Weg machen und Polis warnen und von der Gefahr zu berichten. Der Leser erwartet nichts anderes und wirklich, Artjom macht sich auf den Weg.
Fazit
Der Weg ist das Ziel heisst es immer wieder. In diesem Fall ist der Weg äusserst beschwerlich. In dem weitverzweigten Metronetz, dessen Pläne in den beiden Innenseiten der Klappbroschur dieses Buches zu finden sind, entwickelten sich die seltsamsten Gesellschaftsformen. In den durch die Tunnelröhren verbundenen Stationen und den Stationen selbst haben sich politische und religiöse Extremisten breit gemacht. Da gibt es die Rechtsextremisten des Vierten Reiches, Die Rote Linie, die Hanse und andere mehr. Und jede dieser Gesellschaften hat mit ihren Nachbarn ihre Händel oder sogar Kriege. Was sich in der Metro im Kleinen abspielt, spielte sich im Grossen auf der Erde ab. Die Menschen haben nicht dazu gelernt. Ähnlich wie in den Science Fiction Filmen tritt nun das Böse in Form von den Schwarzen von aussen auf. Die Menschen in der Metro haben nun die Möglichkeit, sich zu vereinigen. Bis es zu einer solchen Entwicklung kommt, muss sich Artjom von einer der äussersten Stationen zur grössten Station im Mittelpunkt des Netzes, zu Polis, durchschlagen. Die Reise in der Metro erinnert ein wenig an Filme wie Mad Max oder Strasse der Verdammnis. Ständig muss sich der Held behaupten. Gleichzeitig hat Artjom aber auch das Gefühl, als wolle sich jemand in seinem Gehirn mit ihm verständlich machen. Was oder wer, mit welchem Ziel? Das soll der Leser selbst rausfinden.
Dmitry Glukhovsky ist ein studierter Journalist, der mehrere Sprachen beherrscht. Anscheinend ist er auch vielseitig interessiert. Man merkt es seiner Geschichte an, dass er mehr als nur ein Buch gelesen hat und mehr als ein der Bild-Zeitung entsprechende Tageszeitung. Seine von ihm beschriebene Welt ist in vielen Einzelheiten sehr lebendig. Er beschreibt nicht nur seine handelnden Personen, sondern auch die menschlichen Gesellschaften, falsche Propheten und Sektenführer, diktatorische Gesellschaften. Man könnte fast meinen, er hat Gisbert Haefs Pasadan-Romane gelesen. Auch hier werden sehr viele seltsame Gesellschaften beschrieben und ein Einzelkämpfer, der sich überall behaupten muss. Inzwischen gibt es Metro auch als Computerspiel.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von erik schreiber [Profil]
veröffentlicht am 05. Dezember 2008

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