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Kate Grenville: Der verborgene Fluss

Der verborgene Fluss

von Kate Grenville
Verlag: C. Bertelsmann [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-570-00867-6

Preis: 2,34 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
William Thornhill arbeitet Anfang des 19. Jahrhunderts als Fährmann auf der Themse. Mit dem Transport von Waren und Personen hat er sich bescheidenen Wohlstand erarbeitet und ist glücklich mit Sal, der Tochter seines Chefs, verheiratet. Wegen der schweren Krankheit von Sals Eltern verlieren die jungen Thornhills Boot und Wohnung. In kurzer Zeit sind sie völlig verarmt. Mit der Arbeit auf einem fremden Boot kann William den Lebensunterhalt seiner kleinen Familie nur knapp verdienen. Er wird während der Arbeit beim Waren-Diebstahl erwischt und zum Tode verurteilt. Seine Frau Sal erreicht, dass die Strafe in lebenslange Verbannung nach New South Wales/Australien umgewandelt wird. Mit zwei kleinen Kindern und nichts als einer einfachen Hütte als Unterkunft müssen William und Sal noch einmal ganz neu beginnen.

William transportiert wieder Waren per Boot, Sal betreibt eine kleine Kneipe. Auf einer seiner Transport-Fahrten beginnt William beim Anblick eines idyllisch gelegenen Stücks Land von eigenem Grundbesitz zu träumen. Obwohl William bei einer Rübe nicht oben und unten unterscheiden könne, wie Sal meint, siedeln die Thornhills an der Flussmündung und erheben damit Anspruch auf das Stück Land. Kurz nach der Ankunft taucht eine Gruppe Ureinwohner auf. Die neuen Siedler und die Aborigines können sich kaum miteinander verständigen. Das von den Thornhills besiedelte Land scheint für die Aborigines eine besondere Bedeutung zu haben, sie halten hier regelmäßig Zeremonien ab. William will nicht wahrhaben, dass sein Traumgrundstück Besitzer hat. Er entscheidet sich für den Kampf um seinen Traum, baut einen Zaun, schafft sich eine Waffe an und stellt zwei Neuankömmlinge als Helfer ein.

Sal und William tasten sich jeder auf eigene Art an ihre nomadisch lebenden Nachbarn heran. Sal sucht Kontakt zu den Frauen und Kindern. William beobachtet die Aborigines aus der Entfernung und stellt dabei verwundert fest, dass die Ureinwohner nichts anbauen und trotzdem genug Nahrung finden. Er muss sich eingestehen, dass "die Schwarzen" mit dem Speer schneller und geschickter sind als er mit seiner altertümlichen Feuerwaffe. William erkennt, dass er die fremde Kultur beobachtet und doch nicht begreift, so wie sich der Text eines Buches niemandem erschließt, der nicht lesen kann. Thornhills Nachbar Blackwood meint: man muss geben und nehmen. Doch das Geben und Nehmen will nicht so recht klappen; das Verhältnis der Weißen und der Ureinwohner bleibt gespannt. Thornhill lässt Sal und die inzwischen fünf Kinder während seiner Bootstransporte mit der Hope nur sehr ungern für längere Zeit allein an der Flussmündung zurück. Er weiß, dass Sal noch immer unentschlossen ist, ob sie in der abgelegenen Gegend bleiben will, in der der nächste weiße Nachbar eine Stunde Bootsfahrt entfernt lebt. Doch beide weichen einem offenen Gespräch über ihre Ängste und Hoffnungen aus.

Kate Grenville beschreibt in ihrem historischen Roman die Deportation britischer Straftäter und Ausrottung der Ureinwohner zu Beginn der Besiedlung Australiens. Der sehr ausführliche Einblick in William Thornhills Jugend und Lehrzeit gibt ein umfassendes Bild seiner Persönlichkeit. Wie William, Sal und ihre unterschiedlichen Nachbarn darauf reagieren, dass sie nicht die einzigen sind, die Ansprüche auf das von ihnen besiedelte Land erheben, vermittelt Grenville, ohne zu werten. Das Urteil, ob William aufgrund seines persönlichen Schicksals einen von der Mehrheit abweichenden eigenen Standpunkt vertreten und sich den australischen Aborigines gegenüber anders hätte verhalten können, überlässt die Autorin ihren Lesern.
Fazit
Grenvilles historischer Roman aus der Perspektive einfacher Menschen ist inhaltlich und stilistisch sehr empfehlenswert.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 08. August 2007

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