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Gerhard Besier, Gerhard Lindemann: Im Namen der Freiheit: Die amerikanische Mission

Im Namen der Freiheit: Die amerikanische Mission

von Gerhard Besier, Gerhard Lindemann
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-525-36734-6

Preis: 1,77 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
Für einen Vortrag suchte ich nach Werken über die amerikanische Geschichte. Der vorliegende Band von Gerhard Besier und Gerhard Lindemann untersuchen die amerikanische Geschichte unter dem Freiheitsbegriff, den sie - in Anlehnung an die neuere Forschung von I. Berlin, H. Arendt und J. Rawls definieren, indem sie "positive" und "negative" Freiheit voneinander abgrenzen. Ähnlich wie das 2003 erschienene Buch von Detlef Junker: "Power and Mission", mit dem die Thematik des vorliegenden Bandes am ehesten zu vergleichen ist, untersuchen sie anhand der amerikanischen Geschichte die Freiheitsvorstellungen der USA und beschreiben - ähnlich wie Junker - die Ambivalenzen des amerikanischen Freiheitsmythos. Insbesondere kritisch stehen sie der Innen- und Außenpolitik der derzeitigen Administration von George W. Bush junior gegenüber, dem sie in Innen- wie Außenpolitik eine Spaltung der amerikanischen Nation und eine Polarisierung des Landes vorwerfen: "Während Clinton seine Partei zur Mitte führte, drängte Bush die seine immer weiter nach rechts und sorgte so für eine wachsende Polarisierung." (S. 243). Aufgrund ihrer "Zukunftszugewandtheit" und ihres Optimismus würden sich viele Amerikaner auf dem Weg nach oben sehen. Daher schätzten sie "eine Politik zugunsten jener, denen es besser geht." Dieses optimistische Denken gehöre zur amerikanischen "Volkssele" und sei Teil des "nationalen Messias-Komplexes" der amerikanischen Nation. Eine pragmatische Geschichtsvergessenheit sei die Kehrseite dieser Zukunftsgewandtheit. Werden die Fehlentwicklungen, die die USA unter der Präsidentschaft Bushs aus Sicht der Autoren einschlugen, wieder korrigiert werden können? Die Autoren sind da optimistisch. In Anlehnung an den Historiker Arthur Schlesinger bilanzieren sie: "Es wird eine schlimme Zeit, aber der große Vorzug unserer Demokratie ist die Fähigkeit zur Selbstkorrektur." (S. 288).

Ich habe selten eine so komplexe, diffenzierte und philosophisch so fundierte Analyse der Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik der USA gelesen. Nicht nur wird - ähnlich wie in dem Buch von Christian Hacke - die Kontinuität und der Wandel in der Politik der Bush-Administration deutlich hervorgearbeitet. Die philosophischen Grundlagen des amerikanischen Freiheitsgedankens und die Einstellung der Bürger und der Eliten des Landes wird sehr gut dargestellt.

Die Autoren haben umfangreich recherchiert und eine Vielzahl an Quellen verwendet, die sie - leider recht unübersichtlich (mein einziger Kritikpunkt) am Ende im Kapitel: "Quellen und Literatur" darbieten.
Fazit
Für mich die - neben dem Werk von Detlef Junker - bislang beste Darstellung zum Thema amerikanische Geschichte und Philosophie. Sehr lesenswert.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 11. Juni 2006

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