Gynäkologen informieren ihre Patientinnen nur unvollständig über Schaden und
Nutzen bestimmter Therapien findet Sylvia Schneider.  Wie die Interessen der
Pharmaindustrie, der Verbandsfunktionäre und der behandelnden Ärzte
miteinander verknüpft sind, ist für die mündige Patientin  auf
Informationssuche zunächst undurchschaubar. 
Für die Bereiche Menstruation, Wechseljahre, unerfüllter Kinderwunsch und
Anti-Aging hat die  engagierte Journalistin Fehlinformationen untersucht, die
von Gynäkologen und Medien verbreitet werden. Sie kritisiert, dass die Angst
der Frauen vor schweren Erkrankungen ausgenutzt wird, um ihnen fragwürdige
IGEL-Leistungen aufzuschwatzen. Aus "Individuellen
Gesundheitsleistungen" für Selbstzahler wird in Schneiders Kritik
"irgendwie Geld einbringende Leistung", die einzig dazu dient, die
Patientin regelmäßig in die Praxis zu bestellen. In einigen
Gynäkologen-Praxen scheinen inzwischen Life-Style-Medizin, Schönheit und
Ernährungsberatung wichtiger zu sein als tatsächliche Erkrankungen.
Die Autorin kann keinen Sinn darin  sehen, beschwerdefreie Teenager regelmäßig
zu untersuchen, deren Mütter aus eigener Erfahrung zwischen normalen und
kranken Vorgängen  differenzieren können sollten. Sie fragt, warum die
weibliche Menstruation in jungen Jahren negativ und behandlungsbedürftig sein
soll, und im Klimakterium dann plötzlich ihr Ausbleiben behandelt werden muss.
Durch die Vielfalt der Diagnose-Möglichkeiten würden steigende Zahlen von
gesunde Schwangeren zu Risiko-Patientinnen erklärt. Wer Schneiders Infos über
PID (Prä-Implatations-Diagnostik) gelesen hat, wird  nicht mehr glauben, dass
in der Kinderwunsch-Behandlung alles machbar ist. Auch zur Brustkrebs-Vorsorge
und  Behandlung vertritt Schneider einen entschiedenen Standpunkt - stets auf
der Seite der Patientinnen, stets kritisch gegenüber ärztlicher Standespolitik
und der eigenen Kaste der Medizin-Journalisten.
Nachdem die Hormonersatz-Therapie gegen Beschwerden der Wechseljahre in die
Kritik geraten ist, sind Nahrungsergänzungsmittel in Verkauf und
Berichterstattung auf deren Platz nachgerückt. Schneider nimmt zu den bisher
frei verkäuflichen pflanzlichen Mitteln Rotklee, Cimicifuga und zu Isoflavonen
kritisch Stellung. Sie rät, sich genauestens mit Wirksamkeit und
Wechselwirkungen zu beschäftigen, die teilweise noch unzureichend erforscht
sind.  Dann räumt sie mit der letzten verbliebenen Illusion auf: Auch
Nahrungsergänzungsmittel  können die innere Uhr im Alter nicht zurück stellen
- erst recht nicht, wenn sie künstlich zugeführt werden. 
Dass die grau hinterlegten längeren Zitate im Buch beinahe unleserlich sind,
ist sicher nicht beabsichtigt.
Sylvia Schneider war Redakteurin des Ressorts "Wissenschaft und
Medizin" bei diversen  Medien. Sie hat über 80 Ratgeber verfasst (auch
für  Kinder- und Jugendliche) und ist  Chefredakteurin der Zeitschrift
"Gesundheit für Frauen".
 Fazit
  Kritischer Ratgeber für mündige Patientinnen und Verbraucherinnen.
  
Vorgeschlagen von Helga Buss
  [Profil]
  
  veröffentlicht am 08. Februar 2006 2006-02-08 10:53:14