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Håkan Nesser: Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

von Håkan Nesser
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-442-75027-6

Preis: 1,92 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Zwei Jugendliche, Erik und Edmund, verbringen im Sommer 1962 gemeinsam die Ferien. Diese lassen sich zunächst idyllisch an. Da geschieht etwas schreckliches: ein Mord an dem früheren brutalen Freund der neuen, heißgeliebten Lehrerin Eva Kaludis. Wer war der Täter?
Hakan Nesser ist es gelungen, einen eindrucksvollen und einfühlsamen Roman über das Ende der Kindheit zu schreiben. Ihm gelingt es, in einer bildhaften Sprache die beiden Protagonisten, 14-jährige Jugendliche, so darzustellen, wie sie sind - mit ihren Gefühlen, Sorgen und Problemen. Mir wurde klar: der Roman beschreibt das Ende einer idyllischen Kindheit - dokumentiert durch zwei Ereignisse: den - bis zum Ende - nicht aufgeklärten Mord sowie das lange Sterben der Mutter des Ich-Erzählers Erik.

Es gibt zahlreiche Romane über das Ende der Kindheit, doch mich hat selten - mit Ausnahme von Alan Fourniers: Der große Meaulnes - ein Buch über diese Thematik so fasziniert. Das Buch ist nicht in erster Linie ein Kriminalroman, sondern ein Entwicklungsroman. Die Figuren sind authentisch und lebensecht gestaltet. Das gleiche gilt für die intensiven Landschaftsbeschreibungen. Die Tatsache, dass Nesser den Erzähler in Ich-Form schreiben lässt, zwingt den Leser zu starker Identifikation mit der Hauptfigur. Nebenbei wird der Leser als Detektiv gefordert: Wer ist der Mörder? Dass diese Frage - die meines Wissens im übrigen unaufgeklärt bleibt - gar nicht die wichtigste, zentrale Frage im Buch ist - viel interessanter ist für mich die eindringliche Beschreibung der Entwicklung der Protagonisten - zeigt die Vielschichtigkeit dieses Romans, der mich nicht mehr losgelassen hat. Obwohl ich auch die Van-Veeteren-Krimis von Nesser gerne gelesen habe, empfinde ich dieses Buch als das beste und eindrucksvollste des Autors. Der Bilanz des Gefle Dagblads - auf der Rückseite der Ausgabe abgedruckt: "Es ist lange her, dass ich einen Roman wie diesen gelesen habe: ausgereift, witzig, geheimnisvoll. Krimi und Kindheitsgeschichte" kann ich nur aus vollstem Herzen zustimmen. Mit seiner langsam, aber immer subtiler aufgebauten Spannung (die insbesondere dadurch entsteht, dass der Ich-Erzähler die Erlebnisse rückwirkend als Erwachsener beschreibt, der die Ereignisse schon kennt und die dramatischen Ereignisse, das SCHRECKLICHE, im Voraus andeutet, was den Leser auf das Ereignis förmlich hinfiebern lässt), erweist sich Nesser als ein Meister des Genres. Die Bilanz der Neuen Ruhr-Zeitung ist ebenfalls treffend: "Nesser gönnt sich im Vergleich zu Mankell, bei nicht minderer Qualität, einen poetischeren Stil, tiefere Einblicke in die finsteren Leidenschaften der Seele und weniger Zeigefinger bei der Schilderung sozialer Probleme." Genau dies macht meiner Meinung nach das Außergewöhnliche dieses Buches aus.

Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 01. Mai 2005

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