Als ich mit diesem zweiten Roman aus der Silberbaum-Reihe begann, hatte ich mich
sofort heimisch gefühlt. Schließlich wurde ich schnell an Christiansdorf
erinnert, der Ort, in dem die Bergleute nach Silber gruben und der von Christian
gegründet wurde (siehe »Die Entscheidung der Hebamme« aus der
Hebammen-Saga).
Die "Silberbaum"-Trilogie von Sabine Eberts verbindet sich mit ihrer
erfolgreichen Bestseller-Serie über die Hebamme Marthe.
Der historische Roman beginnt mit einer starken Bedrohung aus dem Osten. Die
Goldene Horde von Batu Khan ist in Europa eingefallen und verwüstet Dörfer,
Städte und Landschaften. Doch kurz vor Sachsen bleibt das mehreer Tausend
Reiter zählende Mongolenheer stehen und dreiht in Richtung Ungarn ab.
Der junge Meißner Fürst Markgraf Heinrich sieht sich mit den auxch als Tataren
bezeichnetet Kriegern aus dem Osten einer bislang unbekannten Gefahr gegenüber.
Doch als endlich positive Veränderungen in sein Leben treten – er organisiert
prächtige Turniere, erhält die Aussicht auf das Erbe Thüringens und plant die
Vermählung seines Sohnes mit einer Tochter des Kaisers – wird er von einem
tiefen Verlust getroffen.
Der Stauferkaiser Friedrich II. wird schließlich von der Kirche als abgesetzt
erklärt. Heinrich, dessen Loyalität für Barbaraossa nicht zu überbioeten
ist, sieht sich einer Vielzahl von Verratsakten gegenüber. Selbst nahe
Verwandte wechseln die Seiten. In diesen schweren Zeiten findet der Markgraf von
Meißen und Lausitz vor allem Unterstützung bei Marthes Sohn Thomas sowie bei
seinem Enkel Christian und seiner Enkelin Änne.
Die Dichterin Milena wird nicht nur zur Chronistin der Ereignisse, sondern sie
beweist auch eindrucksvoll die Kraft von erzählter Geschichte, indem sie mit
ihren Worten die Emotionen und Erfahrungen der Menschen lebendig werden lässt
und somit ein tiefes Verständnis für das, was sie durchlebt haben,
fördert.
Die historische Buchreihe "Der Silberbaum" erzählt die faszinierende
Geschichte eines der vielleicht bemerkenswertesten Fürsten des Mittelalters.
Heinrich der Erlauchte wird bis heute als ein Herrscher angesehen, der durch
seine prächtige Hofhaltung und seine Unterstützung der Städte hervorsticht.
Zudem gehört er zu den bekanntesten Minnesängern seiner Epoche.
Sabine Ebert hat zahlreiche Facetten der deutschen Mittelaltergeschichte in
fesselnde und unterhaltsame Erzählungen verwandelt. Mit Akribie und
Einfallsreichtum füllt sie die Lücken in der realen Geschichtsschreibung.
Akkurat beim Recherchieren und Verwenden der realen historischen Personen und
Ereignisse, flechtet sie diese in ihre fiktive Geschichte ein.
Ein Beispiel hierfür sind die Hoftage, bei denen die einflussreichen Herren
zusammenkamen, um bedeutende Themen zu erörtern. Oftmals waren diese
Zusammenkünfte von Intrigen und politischen Machenschaften geprägt. Ein
herausragendes historisches Ereignis aus dieser Zeit, welches wiederkehrend in
ihren Romanen, wie auch in dem hier besprochenen, vorkommt, nicht ztuletzt weil
es tatsächlich ein historich bedeutendes Ereignis war, ist der Konflikt
zwischen König Barbarossa und der Kirche, dessen Machtkämpfe die Epoche
nachhaltig beeinflussten. Solche politischen Intrigen, wie sie im Silberbaum
vorkommen, sind zentrale Elemente, die für packende Spannung sorgen.
In einem historischen Roman sind die Anfangsseiten mit einer Zusammenstellung
der in der Geschichte auftretenden Figuren beinahe unentbehrlich. Diese Figuren
werden sorgfältig unterschieden in echte historische Persönlichkeiten und
fiktive Figuren, die für die dramatische Gestaltung dienen. Diese Aufstellung
erweist sich als äußerst nützlich und ermöglicht ein bequemes Nachschlagen.
Gleichermaßen hilfreich sind die Stammbäume der wichtigsten Adelsfamilien zu
dieser Zeit. Dazu gehören die Staufer, die Könige und Kaiser hervorbrachten,
die Wettiner aus Sachsen, die Ludowinger aus Thüringen und die Babenberger aus
Österreich. Schlussendlich helfen auch die historischen Karten auf den inneren
Umschlagseiten des Romans, die den Lesern einen guten Überblick über die
regionalen und herrschaftlichen Verhältnisse geben.
Fazit
Der Roman entführt die Leser in eine fesselnde Erzählung, die historische
Gegebenheiten mit einer packenden fiktiven Handlung rund um den Markgrafen
Heinrich von Meißen und Lausitz verwebt. Sabine Ebert gelingt es erneut, die
spannenden Intrigen am Hof und innerhalb einer Familie lebendig werden zu
lassen, wodurch die Figuren dem Leser ans Herz wachsen können. Diese gelungene
Kombination aus historischen Elementen und dramatischen Wendungen macht das
Lesen zu einem wahren Genuss. Ideal für alle, die sich für historische Romane
begeistern, sowie für Fachleute, die tiefer in die gesellschaftlichen
Strukturen jener Zeit eintauchen möchten. Ein unverzichtbares Werk für jeden
Bücherliebhaber!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 26. November 2025 2025-11-26 15:12:59