Der Roman von Andrea Schultheiss Fischer, der bei Pendragon erschienen ist, wird
zwar als Kriminalroman geführt, jedoch würde ich ihn nicht in diese Schublade
stecken wollen. Es geht um Verbrechen, keine Frage, aber auf Ermittlungen
müssen Leser nicht hoffen.
Wie der Titel schon sagt, scheint alles in den nächsten fünf Tagen zu
passieren. Und die Frage ist: Was wird da passieren? Diese Frage baut die
Spannung für diesen Roman auf.
Protagonistin dieses Romans ist Amanda. Sie fühlt sich nicht wohl in dieser
Welt. Es ist nicht ihre Welt, in der sie leben wollte. So lernen die Leser
Amanda depressiv im Bett liegend kennen. Im Laufe der Geschichte erfährt man,
dass Amanda auch ein Problem mit Alkohol hat und ihrem Körper ständig damit
versorgen muss.
Langsam und behutsam in ruhigen Tönen erfahren die Leser die Geschichte von
Amanda. Sie folgt ihrer Großmutter und ihrer Mutter in dem Willen, aus eigener
Kraft aus dem Leben zu scheiden. Auch diese beiden Frauen hatten sich das Leben
genommen und waren dem Alkohol verfallen. Offenbar waren beide schlechte Mütter
gewesen, denn sowohl Amandas Mutter fühlte sich ungeliebt und nicht willkommen
in der Welt, genauso wie Amanda selbst. Sie hatte nie ein nettes Wort oder auch
nur einen Krümel Zuneigung erfahren.
Doch nun hat Amanda ihren Großvater, einen verbitterten und zynischen alten
Mann zur Pflege in ihre Wohnung genommen. Er ist alles andere als dankbar
darüber. Doch ihr Sohn Benjamin hatte ihr zugesprochen. Als Amanda dessen
Freundin Hannah kennenlernt und erfährt, dass Hannah ein Kind erwartet, spürt
sie zärtliche Gefühle für die beiden.
Andrea Schultheiss Fischer hat eine düstere Geschichte entwickelt, in der immer
mehr aus dem Leben von Amanda und ihrer Familie preisgegeben wird. Immer wieder
gibt es neue Informationen und somit auch einige Überraschungen, die den Leser
gedanklich spekulieren lassen, was wohl am Ende der fünf Tage passieren mag.
Solange man davon ausgeht, dass sich Amanda das Leben nehmen wird, fragt man
sich vielleicht noch, wie das geschehen wird. Und dann gibt es eine ganz große
Überraschung.
Das ist schon sehr gut gemacht und trotz des besinnlichen Stils mit einiger
Spannung versehen, obwohl ich zuvor beinahe der Depressionen überdrüssig war.
Fazit
Wer gerne auf Ermittlungen und reißerische Szenen verzichten mag und dafür
einen Roman rund um düstere Familiengeheimnisse und Verbrechen lesen möchte,
sollte »Noch fünf Tage« auf seine Liste setzen. Er wird mit einer
mysteriösen Spannung belohnt werden.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 08. Oktober 2025 2025-10-08 10:32:51