Dies ist der lange erwartete zweite Band des in den 1980er Jahren erschienenen
Romans »Die Akte Odessa« vom Großmeister der Spionagethrille Frederick
Forsyth. Allerdings hatte sich Frederick Forsyth wegen seines Alters bereits
einen Co-Autoren hinzugeholt, der ihn bei der Fertigstellung unterstützt.
Dieser Co-Autor ist kein geringerer als der britische Thriller-Autor Tony Kent.
Es ist sehr bedauerlich, dass der Großmeister das Erscheinen dieses zweiten
Teils der ODESSA-Akten nicht mehr erleben kann. Denn er verstarb im Juni 2025,
kurz vor dem Erscheinungstermin. Möge er in Frieden ruhen.
Die Fäden des ersten Teils, der im Spannungsfeld des kalten Krieges in den
1960er Jahren in Deutschland spielt, wurden bestens aufgegriffen und in die
heute Zeit transformiert. Protagonist des zweiten Teils Georg Miller, ist der
Enkel des Protagonisten Peter Miller aus dem ersten Band. Auch Georg ist in die
Fußstapfen seines Greoßvaters gestiegen und Journalist geworden. Er arbeitet
für das Hamburger Magazin "Komet". (Ein Schelm, wer dabei an den
"Stern" denkt. )
Der Roman führt die Leser zunächst in die Räume des amerikanischen Senators
Jack Johnson. Johnson hat sein ganzes Leben versucht, ehrlich und offen zu sein.
Doch an diesem Abend steht eine Praktikantin Spohie aus seinem Team in seiner
Wohnung. Sie möchte eigentlich einen Job in der Politik, aber vielleicht auch
mehr. Doch Johnson wehrt sich. Da explodiert seine Wohnung und sowohl der
Senator als auch die Praktikantin kommen dabei ums Leben. Aber einen Nachfolger
auf dem Posten des Senators gibt es bereits.
Dann schwingt die Handlung nach Deutschland in ein Fußballstadion. Es spielen
der VfB Stuttgart gegen den TSC Hoffenheim. Das Plätze im Stadion sind
ausverkauft. Während die Fußballfans jubeln oder enttäuscht sind, gibt es
plötzlich Detonationen und es werden Schüsse auf die Zuschauer abgefeuert.
Unter "Allauh Akbar"-Rufen werden viele Menschen getötet. Es ist ein
Terroranschlag noch nie dagewesenen Ausmaßes in Deutschland.
Gregor Miller, Reporter beim Hamburger "Komet", war wegen einer
Fußballreportage anwesend und fühlt sich nun berufen, eine Reportage über den
Anschlag zu machen. Doch, was er dabei aufdeckt, hätte er nie erwartet. Denn
manche Informationen betreffen ihn und seine Familie ganz persönlich.
Vielle echte Fakten aus der heutigen Zeit wurden mit der Handlung verknüpft,
die im September 2025 spielt. Die AfD und ihr Erstarken bei den Wahlen und
Umfragen spielt eine wesentliche Rolle, um die Existenz von ODESSA zu erklären.
Aber auch der Terroranschlag zu Weihnachten 2024 in Magdeburg und die zunehmende
Ausländerfeindlichkeit in Deuschland bieten Erklärungen. Das wird alles
hervorragend in die Dramaturgie des Thrillers eingebunden.
Schließlich spielt im Rahmen der Dramartugie auch die Manipulation des
amerikanischen Präsidenten eine Rolle. Die Organisation ODESSA hat sich nicht
nur Deutschland als Ziel vorgenommen, sondern will endlich, nachdem es beim
Zweiten Weltkrieg nicht geklappt hat, das Dritte Reich erschaffen und macht vor
Amerika nicht halt.
Damit stellt sich Frederick Forsyth erneut ganz klar auf die Seite der Mahner,
wie er es schon vor Jahrzehnten gemacht hat. Die Menschen, egal welcher Nation,
sollen wachsam bleiben, wann immer es darum geht, eine Weltmacht zu
erschaffen.
Auch wenn wie im ersten Teil der Protagonist zunächst etwas naiv wirkt, so
lernt er schneller als damals sein Großvater. Schließlich hat er diesen jetzt
auch an seiner Seite. Und da beiden klar ist, dass sie den Gegner nicht ohne
Gewalt bezwingen können, holen sie sich mächtige Hilfe.
Deshalb können sich Leser dieses Romans nicht nur auf konsequente Ermittlungen
freuen, sondern ihnen wird auch eine gehörige Portion Action geboten. Bei dem
Terroranschlag im Fußballstadion bleibt es schließlich nicht, denn es gilt
einen viel größeren Terroranschlag abzuwehren. Und dabei kommen jede Menge
hart ausgebildete Söldner zum Einsatz. Der Wechsel zwischen den Handlungen in
USA und denen in Deutschland macht genauso Spaß wie der Wechsel von
Ermittlungen und Action.
Fazit
Revenge of Odessa ist ein fantastischer und würdevoller Nachfolger und zweiter
Teil von Die Akte Odessa. Und natürlich macht mich die letzte Anmeldung, dass
ODESSA nie stirbt, ein wenig hoffnungsvoll, noch mehr darüber zu erfahren. Ein
toller und spannender Roman!!!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 03. Oktober 2025 2025-10-03 08:49:35