Gut eineinhalb Jahre nach dem Beginn des russländischen Angriffs auf die
Ukraine legt der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Herfried
Münkler ein Buch über die aktuelle Krise vor und entwickelt Szenarien, wie
sich die neue Weltordnung im 21. Jahrhundert gestalten könnte. Ausführlich,
lehrreich, eingängig argumentierend sowie gut lesbar geschrieben nimmt Münkler
die Leserschaft bei der Entwicklung seiner These mit, die neue Weltordnung werde
eine multipolare Ordnung sein, in der fünf große Mächte (China, die
Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, die Europäer und Indien) die neuen
Führungsmächte darstellen.
Diese These entwickelt der Autor aus seinen fundierten Kenntnissen unter
Bezugnahme auf historische sowie ordnungs- und geopolitische Hintergründe. Es
werden eine Vielzahl von Denkmodellen und Theorien zur Kriegsführung, zur
Festlegung von Friedensordnungen und zu den sogenannten Modulen der Weltordnung
(Unipolarität versus Multipolarität, Stärken und Schwächen übergreifender
Institutionen (z.B. der UN), Gleichgewicht der großen Mächte) dargestellt und
beschrieben und stets ein Bezug zur Zeitgeschichte sowie zur aktuellen
politischen Lage hergestellt. Saubere Ableitungen führen zur abschließenden
These, der Herausbildung einer Pentarchie als mögliche, besser:
wahrscheinlichen Weltordnung der Zukunft.
Fazit
Kenntnisreich und für die historisch interessierte Leserschaft an keiner Stelle
langweilig gestaltet sich das aktuelle Werk von Herfried Münkler. Es verdient
-ohne jegliches wenn und aber- eine breite Leserschaft, damit sein fundiertes
Hintergrundwissen den verdienten Platz erhält. Für das Einordnen
tagesaktueller Berichterstattungen wird ein ausgesprochen solides Fundament
geschaffen.
Finden sich auch Schwächen in diesem Buch? Dies angemessen zu beurteilen bedarf
einer hoch angelegten Messlatte. Ich könnte mir vorstellen, dass Leser mit
einem prioritären Interesse an aktuellem Geschehen mit den breit angelegten
historischen Exkursen eher "fremdeln".
Eine (positive) Randbemerkung möchte ich mir zum Schluß zudem erlauben:
Münklers Urteil über Putins Wirken im Laufe dessen langjähriger
Präsidentschaft wirkt auf mich nunmehr ausgesprochen realistisch. 2014 fehlte
mir diese eindeutige Position hingegen noch...
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 04. Januar 2024 2024-01-04 08:27:29