The Future

Ein intensiver, bedrängender Blick auf die Gegenwart und die nahe Zukunft

Es ist eine sehr miteinander verwobene Erzählweise mit verschiedenen Perspektivwechseln, die Aldermann bevorzugt und in diesem Thriller, der nur in Teilen als Science-Fiction zu verstehen ist, in bester Weise nutzt. Denn es ist gar nicht "die Zukunft", sondern bereits ja schon die Gegenwart, deren Setting Schritt für Schritt beleuchtet und präzise vor Augen geführt wird.

Fantail (die Buchform von Facebook oder Twitter) mit seinem exzentrischen Gründer und Leiter Lenk. Anvil (erinnert doch sehr an Amazon) mit dem CEO Zimri, der ein ganz spezielles Verhältnis zu schwarzen Frauen pflegt. Nicht nur aus erotischer Lust heraus, sondern auch, um seiner eigenen Frau mit Vergnügen beständig "ihren Platz" zu zeigen. Ellen, CEO von Medlar (Apple oder Google oder Microsoft kann man sich dazu denken), die mit ihrem verstorbenem Mann immer noch gut im Gespräch ist.

Reichste Menschen, die sich gerade auf einer Konferenz befinden, um mal wieder gemeinsam was gute zu Tun. Während sie selbst allerdings, geleitet von einer Software als "Vorwarnsystem", alles bereit gemacht haben, im Fall der Fälle, dem "Untergang der Welt", Hochsicherheit-Räume schnell aufzusuchen, Bunker in versteckten Lagen. Und nun wird der Alarm ausgelöst. Tage bevor die "normalen" Menschen auch nur ahnen können, dass höchste Gefahr für die Menschheit im Raum steht.

Wie dann Aldermann die Welt der "Tec-CEOs" Schritt für Schritt präzise und detailliert dem Leser öffnet, wie die "Gegenbewegung" eines ehemaligen Tech-Gründers, der von seiner eigenen Firma später vor die Tür gesetzt wurde mit seinen Vertrauten Martha, Zhen und manchen anderen versucht, zu retten, was zu retten ist, das wird dicht verwoben erzählt und bietet Einblick in so manche Formen der AI und KI, die zumindest offiziell noch nicht in beschriebener Hinsicht bekannt sind. AUGR ist der Algorithmus, der den Unterschied macht. Eine Software, die Zhen ohne größere Probleme von jetzt auf gleich vor einer Killerin bewahrt, die aus dem Nichts auftaucht und bei der Zhen noch nicht mal im Ansatz ahnt, warum diese ihre nach dem Leben trachtet.

Gut, dass sie durch Zufall Martha, die engste Assistentin von Lenk und damit mit an der Spitze der Informationen, was Fantail angeht kennenglernt hat und zwischen beiden Frauen nicht nur knisternde Erotik freigesetzt wird, sondern sich Schritt für Schritt auch Nähe entwickelt. Martha, deren Vater ein Sektengründer war. Eine Sekte, der Martha durch Flucht entkommen ist und deren meiste Mitglieder bei einem Brand ums Leben kamen. Eine Sekte, deren Botschaft vom Weltuntergang Martha damals nur bedrängend empfand, die nu aber mehr und mehr zu erkennen meint, dass vieles von dem, was ihr Vater gepredigt hatte, vor ihren Augen Wirklichkeit wird.

Mit Einschüben im Buch, in denen die Geschichte von Sodom und Gomorrha eine ganz eigene Füllung und Bedeutung erhält im Blick auf die Lebensweise der Menschen an sich. Und bei der sich noch erweisen muss, ob man wirklich nicht zurückblicken sollte, wie Lots Frau, oder ob gewisse Weichenstellungen der Vergangenheit nicht besser bekämpft und rückgängig gemacht werden sollten.

Erst langsam aber wird all dies den Protagonisten und damit Lesern und Leserinnen klar und ebenso löst es ein langsames, aber mehr und mehr zunehmendes Erschrecken aus in der Reflexion and er Gegenwart, wie sehr nicht nur im Buch die eigentliche Macht über das Ergehen der Menschheit in nur wenigen Händen sich mehr und mehr bündelt. Wie wenig über die Abläufe hinter den Kulissen der Tech-Industrie wirklich bekannt ist und ebenso, welch teils schräges, immer aber rein auf sich bezogenes, Denken dort herrscht.