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Sascha Lobo: Die große Vertrauenskrise

Die große Vertrauenskrise

von Sascha Lobo
Verlag: Kiepenheuer & Witsch [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-462-00582-0

Preis: 25,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. April 2024]
Nach seinem im Jahre 2019 bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Buch "Realitätsschock", greift Sascha Lobo auch im vorliegenden Band brandaktuelle Fragen der Zeit auf und beschreibt, wie es zur derzeitigen Vertrauenskrise vor allem in Bezug auf Politik und Leitmedien kam. Der Autor ist bekannt als Publizist, Blogger und Podcaster, besitzt tiefgreifende Kenntnisse über moderne Medien und deren Auswirkungen und Folgen. Auch in Talk-Runden ist er immer wieder als Diskussionsteilnehmer ein gern gesehener Gast.

Ein zunehmender Vertrauensverlust ist in der heutigen Gesellschaft spürbar vorhanden, hinzu kommen außergewöhnliche Druck-Situationen von außen (z.B. die Corona-Pandemie und aktuell auch Kriege). Den Umgang der Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, die Einflüsse der sozialen Medien und darüber hinaus künstlicher Intelligenz verursachen ein bislang nicht gekanntes Maß an Unsicherheit, der zu einem Vertrauensverlust in der Bevölkerung führt und schlussendlich eine Gefährdung der Demokratie darstellt. Sascha Lobo nimmt sich einer Vielzahl der äußeren Einflüsse und Bedingungen an: Globalisierung, Digitalisierung, Soziale Medien, Informationspolitik durch staatliche Akteure und durch traditionelle Medien. Er beschreibt deren Erscheinung und interpretiert die Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft in Deutschland.

Die zunehmend komplizierter werdende Gegenwart zu beschreiben ist Aufgabe des zweiten Teils des vorliegenden Buches. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die staatlich angeordnete Sparpolitik, (Vertrauens-)Krisen der Wissenschaft und nicht zuletzt der Umgang mit der Jugend in Bezug auf deren Partizipation im und am öffentlichen Leben sind Themen, auf die ausführlich eingegangen wird. Brandaktuell findet sich auch ein Kapitel zur künstlichen Intelligenz. Abschließend offeriert Sascha Lobo seine Ideen, wie die Gesellschaft und darüber hinaus der Einzelne mit der Situation umgehen könnte und neues Vertrauen entstehen kann.
Fazit
Von Anfang an zeigt Sascha Lobo, dass er ein kritischer Zeitgeist ist, der es darüber hinaus versteht, die Probleme der Gegenwart nicht nur zu erkennen, sie präzise zu benennen und überdies in geeignete Worte zu verpacken. So gelingt ein kritisches, gemessen an der Vielzahl der Probleme, kompaktes, aufschlussreiches und gut lesbares Buch. Vorwiegend allgemeine aktuelle Problemlagen werden in Teil I des Buches aufgezeigt und besprochen und anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis gelingt es problemlos den Gedanken des Autors zu folgen. Bewegen sich die inhaltlichen Aspekte im 1. Abschnitt noch auf einer eher allgemeinen Ebene, wird es in Teil II des Werkes spezifischer. Seinen flüssigen Stil verlässt der Autor nicht, und so gelingt eine Schlüssigkeit der Argumente in sich. So weit, so gut.

Keine Frage: die aufgezeigten Probleme sind nicht nur zutreffend, sie führen auch zu dem angeprangerten Vertrauensverlust, der zurzeit in unserer Gesellschaft zweifelsohne zu finden ist. Sascha Lobo legt also sprichwörtlich den Finger in die Wunde(n). Es ist geradezu selbstverständlich, dass Hintergründe und Wirkungen der aufgezeigten Probleme stets die individuelle Sichtweise des jeweiligen Kritikers darstellen. Das macht Sascha Lobo deutlich und er verzichtet so stellen seine Erkenntnisse auch keineswegs eine "Belehrung" dar.

Dennoch bewegt sich der Autor nach meinem Empfinden überzogen umfänglich in der Welt des Internets und der sozialen Medien. Eben seiner Welt. Das schließt (leider) auch die vorgeschlagenen Lösungsansätze mit ein, die sich vorwiegend auf Ansätze und Lösungsmöglichkeiten der Cyberwelt stützen. Und dabei ist Vertrauen ein zutiefst individuelles, analoges Geschehen. Ich bezweifele in keiner Weise, dass die virtuelle Welt einen maßgeblichen Einfluss ausübt, ich akzeptiere auch, dass diese zum Vorteil nutzbar gemacht werden können und dennoch: Mir kommt die "normale" (analoge) Welt in den Betrachtungen eindeutig zu kurz!
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 10. November 2023

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