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Eva-Maria Schnurr (Hg.), Frank Patalong (Hg.): Deutschland, Deine Kolonien

Deutschland, Deine Kolonien

von Eva-Maria Schnurr (Hg.), Frank Patalong (Hg.)
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-421-07002-9

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
Fundierter Nachweis, dass Deutschland kein "milder und kleiner" Kolonialherr war

Gerne verniedlicht man dunkle Seiten der Vergangenheit. Auch vor sich selbst. Das passiert im persönlichen Leben ein- um das andere Mal, aber natürlich auch im großen und größten Rahmen, wenn man negativen Folgen, schlechtem Image oder möglichen handfesten Forderungen auszuweichen gedenkt. So, wie eine Nachfahrin der Fa. Bahlsen vor nicht langer Zeit über die "gute Behandlung" von Zwangsarbeitern im dritten Reich sich fast "lobend" über die Arbeitsumstände Bahlsens im dritten Reich äußerte (mit entsprechend massivem Gegenwind in der Öffentlichkeit nach diesen Einlassungen), so betrifft es auch den Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte in den offiziellen Lesarten an vielen Orten.

Das vorliegende Werk räumt mit solchen "Verniedlichungen" eindeutig auf. Die vielfältig im Buch versammelten Autoren und ihre Betrachtungen kommen dabei nicht "mit der Keule" daher, sondern eher detailliert und filigran in ihren jeweiligen Betrachtungen wird Seite für Seite und Kapitel für Kapitel mehr die Decke gelüftet, unter der sich eine damals klare Haltung, massive Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt nachweisbar in einem viel höheren Maße ereignet hat, als es bisher öffentlich breit bekannt war. Deutschland war kein Möchtegern-Kolonialherr", der zu spät kam gegenüber anderen Nationen, sondern da, wo Deutschland Kolonien "betrieb" waren die Zustände und Umstände keinen Deut besser, als in anderen Regionen, dominiert von anderen westlichen Nationen.

"Die Weißen waren Monster" - wie Felix Bohr durch Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit in Kamerun schlicht und fundiert herausarbeitet. Oder auch jener Blick auf ein "Experiment an der chinesischen Küste. Dort plante Deutschland zu Zeiten eine "vorbildliche Siedlung", doch es kam anders. "Von der Musterkolonie zum Massaker", dem geht Uwe Klußmann in diesem Sammelwerk nach. Es gilt also nicht, was die Autoren im Vorwort als häufige Reaktionen zum Thema durch Leserbriefe beschreiben: "Die Deutschen seien aber doch (...) die "freundlichen Kolonialisten" gewesen".

Diese Widerlegung liest sich eindeutig aus den verschiedenen Beiträgen im Buch heraus und liegt ebenso auch überzeugend argumentiert und mit Fakten versehen nun vor den Augen der Leser und Leserinnen. Im Gegenteil wird ein Schuh draus. Dass eben die Deutschen zwar recht spät in das "Geschäft der Kolonien" einstiegen, sich aber keinen Deut weniger gierig und gewalttätig als die anderen Kolonialmächte verhalten hat und die kolonisierten Länder ebenso rücksichtslos für den eigenen Vorteil ausnutzten.
Fazit
Ein sehr informatives, im Stil gut zu lesendes und im Inhalt überzeugendes Werk.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 23. Juni 2022

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