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Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen

Das kunstseidene Mädchen

von Irmgard Keun
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-548-60085-7

Preis: 11,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 17. April 2024]
Auf der Suche nach dem Glücklichsein

"Ich will ein Glanz werden!" So beginnt das zweite Buch "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun, veröffentlicht 1932. Doris, die Protagonistin in diesem Roman, ist eine liebenswerte, pragmatisch denkende, 18 jährige junge Frau. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, will sie ihrem bisherigen Leben entfliehen. Zuerst legt sie sich "ein schwarzes, dickes Heft zu". Darin will sie ihre zukünftigen Erlebnisse festhalten. Nicht im Sinne eines Tagebuches, sondern als eine Art Drehbuch ihres Lebens: "Aber ich will schreiben wie Film, denn so ist mein Leben und wird noch mehr so sein." Sie stiehlt einen teuren Pelzmantel aus einer Theatergarderobe und flieht damit, nun vornehm gekleidet, nach Berlin.

Mit ihrem scharf beobachtenden, nüchternen, aber humorvoll und witzigem Schreibstil schildert die Autorin Doris' Leben in der Großstadt. Staunend – naiv, ohne Wertung, reflektiert sie in einer unbefangenen Weise ihre Gedanken und Erfahrungen. Sie erzählt über den Gegensatz zwischen allen Gesellschaftsschichten, über Reiche und Arme, über Liebe und Verlassenheit. Die Schriftstellerin vermittelt einerseits einen Eindruck über die politisch – sozialen Verhältnisse im Berlin der beginnenden Dreißiger Jahre, andererseits bekommt der Leser einen guten Einblick in die gesellschaftliche Stellung, Lebensweise und Ansehen der Frauen.

Mit großer Anteilnahme begleitete ich die Protagonistin auf ihrer Odyssee durch Berlin. Eine junge Frau, die weg von Armut und "unsittlichem Fluidum" kommen will, begibt sich auf den Weg in eine Großstadt. Trotz vieler ernüchternder Erfahrungen bewahrt sie sich ihre Gutmütigkeit, ihren Mut und ihren Wunsch, einfach einen lebens-und liebenswerten Platz in der Welt zu finden: "Ich möchte gern furchtbar glücklich sein."

Irmgard Keun, geboren 1905 in Berlin, war eine Vertreterin der Literaturepoche "Neue Sachlichkeit." 1931 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Gilgi – eine von uns" der sofort ein großer Erfolg wurde. Ihr mitreißendes zweites Buch wurde ebenfalls in der Literaturbranche sehr gewürdigt. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete ihre erfolgversprechende Karriere. Die Bücher wurden beschlagnahmt und vernichtet. 1936 emigrierte die Literatin. 1940, aus dem Exil zurück gekehrt, lebte sie bis zu ihrer Wiederentdeckung zurückgezogen und unbekannt. Mitte der Siebziger Jahre sorgte ein Journalist durch einen Artikel in der Zeitschrift "Stern" dafür, daß sie wieder populär wurde. Ihre Bücher wurden wieder gedruckt und verkauft; es fanden Lesungen und Interviews statt. 1981 bekam sie als erste den neu ins Leben gerufenen Marieluise – Fleißer Preis der Stadt Ingolstadt. Sie wollte eine Autobiographie schreiben. Doch dazu kam es leider nicht. Irmgard Keun starb 1982 in Köln an den Folgen eines Lungentumors. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof Melaten in Köln.
Fazit
Der Roman ist jedem zu empfehlen, der Interesse an den Gefühlen einer jungen Frau hat, die in einer von Männern dominierten Zeitepoche lebt.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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Vorgeschlagen von Heike Jaschhof [Profil]
veröffentlicht am 06. September 2021

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