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Axel Simon: Eisenblut

Eisenblut

von Axel Simon
Verlag: Kindler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-463-00012-1

Preis: 5,74 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
2. Mai 1888 – der Countdown läuft, am 15. Juni wird Kaiser Friedrich III. von Preußen sterben.

Im Drei-Kaiser-Jahr hat der enterbte Adlige Gabriel Landow einen gefährlichen Auftrag als Sonderermittler übernommen. "Gabi" soll den Weg von versiegelter Kurierpost überprüfen und muss dabei feststellen, dass für den Besitz der Kuriertaschen rücksichtslos gemetzelt und gemordet wird. Für den Sohn eines ostpreußischen Gutsbesitzers hat Gabi einen bemerkenswerten Abstieg hingelegt. Er lebt für ein paar Mark Miete in Berlin-Britz in der Dachkammer der Pension Koester und geht gemeinsam mit Koester, seinem ehemaligen Kriegskameraden (1870/71), dubiosen Geschäften nach. Gabi ist nichts peinlich, mit dem er Geld verdienen kann. Als einträglichen Umschlagplatz für Nachrichten und Gerüchte nutzt er den Friseursalon Dorn, in dem Beamte aus den Ministerien Kunden sind. Dorn schuldet Gabi Landow noch etwas und in seinem Salon werden Informationen in allen Richtungen verkauft. Koester hat eine homosexuelle Beziehung zum "Feinen Franz", der emsig Englisch lernt, um auszuwandern. Auf der Rennbahn Hoppegarten beobachtet der Taschendieb Orsini die Übergabe einer versiegelten Aktenmappe. An anderer Stelle wird ein Kurier tot auf einem Truppenübungsplatz gefunden, mit einem Buch in der Hand. Als wäre das nicht kompliziert genug, geschehen in der Stadt offenbar Serienmorde an Frauen, die der Öffentlichkeit verheimlicht werden.

Derweil findet auf Gut Landow, das Bruder Perikles Landow samt dazugehörigem Parlamentssitz geerbt hat, ein vertrauliches Treffen statt, bei dem es um Ausrüstung für den modernen Krieg geht. Banker und Vertreter von Konzernen sind in Gabriels Elternhaus versammelt. Sie alle verdienen mit Forschung für chemische Kriegsführung oder mit der Konstruktion von Waffen und Fahrzeugen ihr Geld. Gabi und seine Berliner Kumpane ahnen nicht, dass die Herren im feinen Zwirn den nächsten Krieg vorbereiten.

Mehrere Handlungsstränge lassen Simons Leser lange darüber rätseln, um welche wertvolle Kurierpost es sich bei seinem Auftrag handelt, wer hier Krieg um Informationen führt, und warum Gabi unehrenhaft aus der Armee entlassen und enterbt wurde. Der missratene Gabi ist durch seinen Auftrag offenbar zwischen die Fronten von mysteriösen, halbseidenen und mafiösen Ereignissen geraten und entdeckt, was seine Auftraggeber unbedingt verheimlichen wollten. Der ehemalige Artist Orsini gibt als Sidekick des Protagonisten eine faszinierend wandlungsfähige Figur ab, ohne die der verwickelte Plot nicht denkbar wäre. Axel Simon zeigt seinen Lesern mit Gabriel Landows Lebensumständen zurzeit des deutschen Kaiserreichs sehr direkt Berlins dunkle Ecken und Hinterhöfe, sowie die schmuddeligeren Geschäfte, mit denen mancher Zeitgenosse sich durchschlägt. Vom Pferdefuhrwerk, dessen Weg in preußischen Meilen gemessen wird, bis zum Plumpsklo im Hinterhof wird alles geboten.
Fazit
Axel Simons historischer Krimi "Eisenblut" spielt im Sommer 1888 und ist Auftaktband einer im deutschen Kaiserreich angesiedelten Serie. Der Roman punktet mit sorgfältiger Recherche, atmosphärischer Darstellung und richtet sich an Leser, die die in jeder Hinsicht dreckigeren Seiten des Kaiserreichs tolerieren.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Goldtod

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 31. März 2020

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