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Ian Morris: Beute, Ernte, Öl

Beute, Ernte, Öl

von Ian Morris
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-421-04804-2

Preis: 26,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Um was sich die Welt eigentlich dreht

Wer Morris Vorgängerwerk "Wer regiert die Welt?" gelesen hat, der wird in diesem neuen Werk eine kongeniale Fortsetzung finden, die ebenso flüssig und erzählerisch verfasst ist, wie sie inhaltlich fundiert und den Leser packend vor Augen liegt. Ein als gelungen zu bezeichnender Versuch, "zu erklären, wie die rohen, materiellen Kräfte unsere Kulturen, Werte und Überzeugungen prägen".

Wobei Morris durchaus einsichtig darauf verweisen kann, dass grundlegende Werte wie "Fairness, Gerechtigkeit, Liebe und Hass, Selbstschutz und das Empfinden von Heiligkeit" seit rund hundertausend Jahren bereits in der menschlichen Kultur prägend angelegt sind. Werte, die immer ein ziemliches stückweit in Reibung zu den wirtschaftlichen Folgen wie Gier, Egoismus, Gewalt, Krieg und dem allgemeinen Bestreben des Menschen standen, für sich das je Beste herauszuholen.

Wobei in der technischen Entwicklung und der wirtschaftlichen "Evolution" hierbei immer feinere Methoden der Vorteilsnahme entwickelt wurden und sich um die "Quellen der Energie" drehten (oder besser, die Quellen persönlichen oder gesellschaftlichen Reichtums). Dass "Energiegewinnung" im weitesten Sinne dabei der Hauptantrieb der Entwicklung ist und wie diese die kulturellen Werte mehr und mehr mitgeprägt hat, das liest sich überzeugend im Werk.

"Jedes Zeitalter gelangt dabei zu den Werten, die es braucht". Menschen passen ihre Werte, mit denen sie ihre Gesellschaften und Kulturen fest und sicher ausstatten, an das sich je verändernde gesellschaftliche Umfeld an, um ihre Wirksamkeit (jener Werte) zu maximieren. Wobei es interessant zu lesen ist, dass egalitäre Wertvorstellungen als bestimmende Werte in alten Gesellschaften der "Jäger und Sammler" zu finden sind (die das "Teilen" in den Vordergrund stellen, um gemeinsam und als Individuum beste Chancen auf das Überleben herzustellen), während die "fossile Phase", welche die Gegenwart prägt, durch eine einerseits menschliche Toleranz geprägt wird, aber auch durch eine hohe Tolerierung eine ungleiche Verteilung von Ressourcen und materiellen Gütern.

Wobei es natürlich am Ende mit einer mehr oder weniger offenen Frage endet, ob sich (gegen die eigennützigen Lügen der Eliten) moralische Haltungen (noch einmal) durchsetzen oder das Recht allein des Stärkeren auf Dauer bestimmend als Wert durchsetzen wird.
Fazit
Wie in "Wer regiert die Welt" endet Morris mit einem Ausblick, einer Prognose für die Zukunft, der man sich anschließen kann oder eben nicht, die aber hier nicht vorweggenommen werden soll. Womit im Übrigen das Werk noch nicht endet, denn drei anerkannte Wissenschaftler und eine prominente Literatur-Autorin bringen Ihre Sicht der Dinge mit ein in die Diskussion, die Morris anstößt.

Sodass im Gesamten für den Leser am Ende ein breiter und tiefer Überblick über die "kulturelle Wert-Geschichte" im Raum verbleibt und eine ebenso breite und differenzierte Sicht auf die mittelfristigen Möglichkeiten der Zukunft erfolgt. Auch wenn ein Titel eines Kapitels wie "Wenn die Lichter ausgehen" den am Ende konstruktiven Ansatz des Werkes (auch dieses Kapitels) ein wenig konterkarieren.

Eine beeindruckende Lektüre.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 12. Februar 2020

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