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Thomas Hüetlin, Udo Lindenberg: Udo

Udo

von Thomas Hüetlin, Udo Lindenberg
Verlag: Kiepenheuer & Witsch [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-462-05077-6

Preis: 24,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Kongeniale Biografie im perfekten "Schnodderton".

Man hat es von der ersten Zeile an plastisch vor Augen stehen. Udo erzählt. Hier und da ein kleiner Eierlikör und eine gute Zigarre, vielleicht in der Bar des Hotel Atlantic, vielleicht im Fond seines Porsches auf dem Weg durch die Nacht und Hüeterlin formuliert mit im vorgegeben Duktus und schreibt. Und das so nah am Original, dass man zumindest sprachlich von einer Art Symbiose sprechen kann. Was weniger die häufige Nutzung von Lindenbergs bekannten "Wortschöpfungen" betrifft, sondern den gesamten Grundton dieser Biographie meint.

Eine Lektüre, die einfach flutscht, nie hakt, überuas flüssig daherkommt, wie Udo selbst die privaten Dinge am Rande miterwähnt (wie die Beziehung zu Tine Acke, aber dies nur sehr diskret andeutet, während die prallen Lebenserfahrungen Lindenbergs ungeschminkt Gehör finden. Was auch den Alkoholismus angeht, das Aufwachsen im alkoholgeschwängerten Umfeld, die enge Verbindung zu den beiden Geschwistern, der harte Moment, als sein Bruder starb, der zeitweise Verlust seines "Panik-Orchesters", das Herabgleiten einer kulturell prägenden Karriere.

Da ist es gut, dass das Buch mit dem aktuellen Udo beginnt. Der sich bei seinem "Body" bedankt, der Stadien füllt, der fast alle alten Weggefährten wieder an seiner Seite versammelt hat und eine lebensweisheitliche Tiefe inzwischen erreicht, die seinen Erfolg auf festen Boden stellt. Das Verhältnis zu Honecker und der DDR? Onkel Pö? Die berühmte Hamburger WG, das Leben in der Nacht, die kumpelhaften Freundschaften des "Lebensfreude-Kongresses" mitsamt der Kunst, hilfsbereit zu sein und zu bleiben ohne sich "abziehen" zu lassen. Wobei ebenso klar und gut erkennbar während der gesamten Lektüre deutlich wird, dass in dem erwachsenen und seiner selbst nun sicheren Mann immer noch das "große Kind" aus Gronau sein Wesen treibt.

Eine Nähe, die vielleicht nicht immer einfach war, stellt man sich den ernsthaft malenden Bruder ohne durchschlagenen Erfolg vor, der schon auch nicht einfach zu verdauen hatte, dass Udo "mit links" durch "Likörellen" die Galerien mit seinen dahingeworfenen Bildern ohne größere Anstrengungen füllte. Durch die vielfach vor Augen geführten Texte und die ruhigen Erläuterungen der Hintergründe beim Entstehen zeitloser Songs erhält der Leser zudem ungefilterten Einblick in die Schaffensweise Lindenbergs, während er Station für Station, Hallen und Stadien, private Dramen und Abstürze bis hin zum Wideraufstieg des "Phoenix" unterhaltsam und mit Tiefe versehen miterlebt.
Fazit
Alles in allem eine wunderbare, den Ton und die Person bestens treffende, Biographie über einen Mann und Musiker, der eines immer war: sich selbst treu. Ohne Anbiederung und ohne Dieter Thomas Heck.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 29. Oktober 2018

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