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Kent Nerburn: Nicht Wolf, nicht Hund

Nicht Wolf, nicht Hund

von Kent Nerburn
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-406-72498-5

Preis: 9,20 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Ein intensives und wichtiges Buch

Eine Reise. Ein Ethnologe und Theologe, der auf dieser Reise sein literarisches Lebensthema findet und auch als Mensch (auch spirituell) tief beeindruckt diese Reise beendet wird. Ein alter Indianer, der Kent Nerburn mit auf die Reise nimmt, weil er merkt, dass das Wesentliche in nur erzählenden Worten nicht wirklich greifbar und fassbar ausgedrückt werden kann. Und ein Fahrer, Indianer, Lakota, der dazu gehört. Die "Native Americans", so die Selbstbezeichnung, die immer noch gilt, auch wenn seit der Mitte des 19. Jahrhunderts alle Kriege gegen die US-Armee und die Siedler im Westen Amerikas verlorengingen und ein Hauch indianischen Lebens nurmehr in Reservaten zu finden ist.

Was, wie das Buch zeigt, so nicht stimmt. Denn "die Erde vergisst nicht". Der Geist der Indianer ist für Dan, den alten Indianer, genauso aktuell und gegenwärtig, wie es auch die Schuld des "weißen Mannes" ist. Ein Wissen, dass dicht, intensiv, fassbar aus den Seiten des Reise-Romans spätestens dann nahetritt, wenn die kleine Reisegruppe den Friedhof am Wounde Knee erreicht, die Gebetspfeife entzündet wird und das Innere massiv in Bewegung gerät, bei allen dreien. Und beim Leser.

"Hier starb Horncloud, der unschuldige Friedensstifter" - "In all diesen Lettern widerhallte der Aufschrei, eine Empörung, die immer wieder in dem Wort "Unschuld" kulminiert".

Wenn dann noch Dan das Ergehen seines Volkes, das hingeschlachtet werden, mit Jesus am Kreuz für die Weißen zur dauerhaften Wunde erklärt, dann wird klar, dass alles mit allem zusammenhängt und jeder Lebensstil, jede Lebenshaltung, jeder Konflikt seine Spuren auf Dauer hinterlässt.

"Ich habe noch nie einen Indianer getroffen, der nicht tiefe Trauer und Zorn über das empfunden hätte, was seinem Volk widerfahren ist, und ich bin auch noch nie einem ehrlichen und sensiblen Amerikaner nicht-indigener Herkunft begegnet, der in seinem tiefsten Innern nicht ein schlechtes Gewissen gehabt hätte".

Was sich vertieft nach der Lektüre des Werkes, in dem indianische Spiritualität, tiefe Lebensweisheiten und Glaubensüberzeugungen geballt vor Augen geführt werden und wieder daran erinnern, dass schon zu Zeiten der gewaltsamen Auseinandersetzungen Weisheit und Verbundenheit mit der Schöpfung gegen Expansionsdrang und Rücksichtslosigkeit nichts ausrichten konnten. Hier übersteigt das Buch auch den engeren, thematischen Rahmen und verweist für jeden, der einigermaßen sensibel ist, auch auf die aktuelle Weltlage. In der es nicht mehr die Indianer sind, aber jede Menge andere Völker, die zumindest wirtschaftlich ausgenutzt oder, wenn zu viel Unruhe entsteht, kriegerisch "geschliffen" werden sollen.

"Und mein Volk ist der Schatten, der euch in alle Ewigkeit an Euer Versagen erinnern wird" - ein Versagen "aus der Natur heraus", fast. Denn die Analyse von Dan trifft ebenso klar zu: "Ihr Weißen müsst lernen, Eure Arroganz abzulegen. Ihr seid nicht die einzigen auf dieser Erde, und Ihr müsst Euch damit abfinden, dass Euer Weg nicht der allein seligmachende ist. Die Völker haben dem Schöpfer auf verschiedenste Art und Weise gehuldigt, und Ihr müsst lernen, das zu respektieren".

Müssen wohl, aber können? Schaut man sich den aktuellen Zustand Europas an gegenüber "fremden Huldigungen des Schöpfers"? Ein bewegendes Buch, dem Robert Plant ein poetisches Vorwort voranstellt, welches eines der gewichtigsten Probleme menschlichen Zusammenlebens präzise formuliert.

"Den Triumph der Gier, des Rattenrennens nach mehr".
Fazit
Eine hervorragende, bewegende Lektüre.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 10. September 2018

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